Tiefrote Erde, grüne Olivenhaine, schneeweiße Städte, runde Häuser mit grauer Zipfelmütze und dazu ein knallblauer Himmel. So wunderschön ist das Valle d`Itria in Apulien! Um so näher der Sommer rückt, desto häufiger muss ich an dieses herrliche Fleckchen Italien denken. Drei Jahre in Folge habe ich hier einen Teil meiner Sommerferien verbracht. Selbst beim dritten Mal kam keine Langeweile auf. Im und rund um das Itria-Tal gibt einiges zu sehen und zu entdecken: die berühmten Trulli, reizende verschlafene Städtchen, trutzige Burgen, tiefe Höhlen, Kunstschätze, Antikes und Barockes, sensationelle Ausblicke und natürlich das Meer!
Das Itria-Tal ist der perfekte Ausgangspunkt für Ausflüge ins facettenreiche Apulien.
Bevor ich Euch von vier Ausfügen berichte, sollt Ihr eine meiner Lieblings-Unterkünfte in Italien kennenlernen:
Der Agriturismo - auf deutsch: Hotel-Bauernhof - liegt nur wenige Kilometer von dem Örtchen Alberobello, berühmt für seine Trulli, entfernt. Beim allerersten Anblick der Masseria fühlte ich mich in eine süditalienische Version des Vorspanns zur Fernsehserie "Denver Clan" versetzt. An der ewig langen Hofauffahrt stehen uralte Olivenbäume Spalier und am Ende wartet ein schneeweißes Häuser-Ensemble samt Poollandschaft und Sitzgelegenheiten, die bereits morgens Lust auf die spätere Aperitivo-Stunde machen. Über all dem liegt eine Ruhe, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Kein Wunder also, dass sich hier im 14. Jh. Franziskaner-Mönche niedergelassen haben. In den historischen Räumlichkeiten des Konvents, befindet sich heute übrigens der Spa-Bereich.
Auch wenn es der Masseria Torricella nicht auf den ersten Blick anzusehen ist, hier wird tatsächlich Landwirtschaft betrieben. Der "richtige" Bauernhof befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Tals. Von dort und den umliegenden Feldern und Gärten stammen die frischen Zutaten für die Menüs, die allabendlich in einem romantischen Innenhof serviert werden. Die Küche ist bodenständig und regional. Es gibt mehrere Vorspeisen sowie einen Primo und Secondo, bei denen man aus jeweils zwei Alternativen wählen kann. Dazu fehlen darf unter gar keinen Umständen eine Flasche der hervorragenden Weine aus eigenem (biologischen) Anbau. (Ich empfehle unbedingt den Primitivo zu kosten, von dem ich immer ein paar Flaschen mit nach Rom transportiere).
Die Zimmer, in denen ich bisher wohnen durfte, sind im schlichten Landhausstil eingerichtet und verfügen teils über moderne sehr großzügige Bäder. Ich empfehle Euch das Zimmer 3. Es liegt mit einer kleinen Terrasse zum Pool hin und bietet einen tollen Blick ins Tal. Der Service ist so herzlich und freundlich, dass man eventuelle kleine charmante Unprofessionalitäten sofort verzeiht. Manch einer der Gäste mag ob des geschmackvollen Ambiente´s vergessen, dass er sich nicht in einem Sterne-Hotel, sondern tatsächlich auf einem Bauernhof befindet.
Zu dem imposanten Anwesen gehört auch ein Fitnessparcours, der durch ein höher gelegenes Waldstück führt. Auf dem Gipfel wird man gerade zu den Abendstunden mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Das riesige umzäunte Areal teilt man sich übrigens mit freilaufenden Pferden und Eseln. Ein echtes Erlebnis, so wie die vier Ausflugs-Touren, die ich Euch jetzt vorstelle:
Den folgenden Tagesausflug habe ich in einem hitzigen Juli unternommen. Verständlich, dass es mich am Nachmittag an den Strand gezogen hat. Bei 36 Grad im Schatten bringt Sightseeing keinen echten Urlaubs-Spaß . Außerdem verfallen die Städtchen im Süden Italiens zwischen 13 und 17 Uhr in einen Hitzeschlaf. Niemand und nichts bewegt sich mehr in den Straßen.
Schneeweiße runde Häuschen mit grauen Zipfelmützen, die sogenannten Trulli, warten nur 5 Minuten Fahrtzeit von der Masseria Torricella entfernt. Sie sind die Touristen-Attraktion von dem Örtchen Alberobello, das die höchste Trulli-Dichte im Valle d`Itria aufweist. Die runde Bauweise mit nur wenigen Fenstern war in der ganzen Region verbreitet. In Alberobello soll man ab dem 17. Jh. die Trulli jedoch besonders intensiv als eine Art Steuersparmodell genutzt haben. Der spanische König herrschte damals über Süditalien und erhob auf Gebäude eine Grundsteuer, die aufgrund der Bauweise der Trulli allerdings entfiel. Heute ist Alberobello UNESCO-Weltkulturerbe und lockt Besucher aus der ganzen Welt in die schmalen Gassen, in denen ein Souvenir-Shop neben dem anderen eingezogen ist. Wenn die Busse der Kreuzfahrer aus Bari einfallen, dann kann das Gedrängel unangenehm werden.
Am Besten kommt man am frühen Morgen und schlendert einfach durch die sehenswerte Altstadt, in der auch eine Trullo-Kirche steht. Wer sich fragt was die weißen Symbole auf den Trullidächern bedeuten, dem sei soviel verraten: Früher dienten die Zeichen als eine Art Hausnummer und hatten zudem eine magisch schützende Bedeutung. Ein Teil der Symbole ist heidnischen Ursprungs, die anderen haben ihre Wurzeln im Christentum. Die Trulli-Altstadt erstreckt sich oberhalb des Largo Martellotta. Vom Belvedere Santa Lucia an der Piazza San Giangirolamo könnt Ihr Euch einen wunderbaren Überblick über den Zipfelmützen-Stadtteil verschaffen.
Über die schnurgerade SS172 geht es weiter nach Locorotondo. Der Name des Ortes ist Programm. Rotondo, also rund, ist die Altstadt des Örtchens, und sie liegt gut sichtbar mit ihrer schneeweißen Häuserfront auf einem Hügel. Von dort hat man einen wunderbaren Blick auf das Itria-Tal. In dem Gassenwirrwarr trifft man auf kleine Geschäfte und großartige Kirchen wie die Chiesa di San Nicola (Kleinod mit Fresken) oder die Chiesa della Madonna della Greca (hübscher Renaissancebau). Nach einem kurzen Spaziergang durch die pittoresken Gassen lädt ein kleiner Park an der Piazza Dante zu einer schattigen Pause ein. Übrigens: Direkt an der Piazza Dante liegt ein unscheinbares Lebensmittelgeschäft, in dem hervorragende Panini ( Brötchen) belegt werden!
Fast 50.000 Einwohnern zählt die wunderschöne Barock-Stadt, deren historisches Zentrum mit allerlei Sehenswürdigkeiten punktet. Am besten betritt man die von einer Mauer umringten Altstadt über die Piazza XX Septembre und lässt sich dann vorbei an den prunkvollen Palästen und Kirchen durch die Straßen treiben. Verpassen solltet Ihr definitiv nicht den Besuch des Palazzo Ducale aus dem 17. Jh. und einen Blick in die Basilika San Martino! Zur Erfrischung empfehle ich eine Zitronen-Granita in der Latteria del Ringo, Via Vittorio Emanuele 18! Wer gerne schick shoppen geht, wagt einen Abstecher auf den Corso Messapia! Wem es jetzt langsam aber sicher zu heiß wird, sollte eine Siesta am Strand einlegen. Mein bevorzugter Abschnitt liegt 40 Minuten Fahrtzeit entfernt.
Wie an vielen italienischen Stränden geht es auch am Lido Bosco Verde eng zu. Allerdings nicht im Adria-Style, ordentlich in Reih und Glied, sondern quer Beet. Es handelt sich um einen freien Strand, an dem man sich mit eigenem Equipment nieder lassen oder Sonnenliegen samt Schirm (2 Liegen + Schirm = 13 EUR, Parkplatz 4 EUR) mieten kann. Wer keine Berührungsängste hat und tief in den italienischen Beach-Lifestyle eintauchen möchte, ist hier genau richtig. Ausserdem wird es ganz sicher keine Minute langweilig! Und wem es dann doch mal zu eng wird, taucht einfach in dem kristallblauen Meer ab oder schaut in der nahen Bar oder in einem der Strandrestaurants vorbei.
Die città bianca, die weiße Stadt, liegt circa 30 km südlich von Alberobello. Durch das Gassengewirr der Altstadt weht nicht nur der Wind vom nahen Meer, sondern auch ein Hauch Griechenland und eine Prise Orient. Ostuni ist uralt! Ihre ersten urbanen Wurzeln liegen in der messapischen Stadt Sturnium im 5. Jh. v.Chr. Am liebsten lasse ich mich durch das Altstadt-Labyrinth über Treppen und durch enge Gänge treiben. Vor den windschiefen Häusern stehen hübsche Blumenarragements, hinter manch einer weiß gekalkten Fassade verstecken sich gepflegte Restaurants und hübsche Cafés. Und immer wieder sind da diese Lücken in den Häuserzeilen, die einen unfassbar weiten Blick auf die Küstenregion und das Meer zulassen.
Gute Parkmöglichkeiten bestehen rund um den Parco Rimembranze, in dem man bei Bedarf auch eine kleine Sonnenpause einlegen kann. Am Ausgang in Richtung Altstadt liegt übrigens ein Forno (Bäckerei), in dem es das leckere Focaccia pugliese (klassisch mit Tomaten und Oliven) in diversen Geschmacksrichtungen zu erwerben gibt. Von hier aus ist es nicht weit bis zur zentralen Piazza della Libertà, wo sich ein über 20 Meter hoher Obelisk erhebt. Das Werk aus dem 18. Jh. trägt nicht nur die Statue des Schutzheiligen von Ostuni, sondern auch seinen Namen, "Obelisco di Sant`Orazio". Über die Via Cattedrale gelangt Ihr in den erhöht gelegenen Altstadt-Kern. Der Aufstieg zur Kathedrale S. Maria Assunta im gotisch romanischen Stil lohnt sich. Die barocke Austattung ist nach so viel Weiß ein echtes Feuerwerk für die Augen.
Nach diesem Ausflug nach Ostuni ging es am Nachmittag für mich aufgrund der Hitzeentwicklung wieder an den Strand. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir jedoch die spektakuläre Rückfahrt zur Masseria. Der Umweg über Selva di Fasano hat sich gelohnt. Erst geht es entlang der Küste in Richtung Fasano und anschließend auf 450 Meter Höhe!
Selva di Fasano ist ein höher gelegener Teil der Stadt Fasano. Highlight der kleinen, schicken Gemeinde ist keine Kirche oder ein Monument, sondern die Panoramastraße SP2 mit zwei Aussichtsparkplätzen. Von hier aus habt Ihr nicht nur einen wahnsinnigen Blick aufs Meer, sondern auf Elefanten und Giraffen, die zu dem Safari-Zoo von Fasano gehören.
Im Sommer lässt es sich am Pool der Masseria Torricella gut aushalten. Und wenn dann am späten Nachmittag die Temperaturen ganz langsam sinken, ist das der ideale Zeitpunkt um zwei nahe Küstenstädte zu entdecken. Vor 17 Uhr braucht man im Sommer dort nicht aufzutauchen. Es sei denn man möchte alleine durch die hitzigen Gassen streifen.
Bis nach Monopoli ist es ein Katzensprung. Das pittoreske Fischerstädtchen liegt nur 18 km von der Masseria Torricella entfernt. Parkplätze findet man gegen 17 Uhr noch in ausreichender Anzahl rund um die Piazza Vittorio Emanuele II. Von hier aus sind es nur ein paar Meter bis in die Altstadt, die mit überraschend vielen hübschen Kirchen, einem Hafen, einer Burg und verwinkelten Gassen punktet. Egal in welche Richtung Ihr Euch wendet, irgendwann stosst Ihr immer auf eines der Schilder, die verschiedene Rundgänge durch Alt-Monopoli anzeigen. Folgt Ihnen einfach und lasst Euch treiben. Auf die Schlosstraße werdet Ihr allerdings nicht stoßen..
Ich mag an Monopoli die lässige und gleichzeitig ursprüngliche Atmosphäre. Wie in jedem anderen süditalienischem Städtchen oder Dorf stellen auch hier die älteren Bewohner ungeachtet der zahlreichen Touristen ihre Stühle auf die Straße, um vor dem Hauseingang ein Schwätzchen zu halten und die Passanten zu beobachten.
Die Piazza Giuseppe Garibaldi bietet sich übrigens hervorragend für einen ersten Aperitivo des Tages oder ein Eis an.
Danach geht es 9 km gen Norden in ein absolutes Apulien-Highlight!
Polignano a mare ist ein Traum! Die romantische Altstadt ragt auf steilen Klippen ins Mittelmeer hinein. Beim Schlendern vorbei an kleinen Restaurants und Shops landet man immer wieder völlig unverhofft auf Terrassen mit traumhaften Ausblicken.
Einen besonders unwiderstehlichen Charme versprüht Polignano beim Sonnenuntergang. Dann füllen sich die unzähligen Bars, von denen man in eines der Restaurants weiterzieht, die in Felsgrotten direkt über dem glitzernden Meer eingezogen sind! Einfach traumhaft!!
Die Altstadt betretet Ihr duch ein altes Stadttor an der Ponte Lama Monachile. Von der Brücke aus habt Ihr einen guten Blick auf die Strandbucht Cala Porto. Es ist unglaublich, wieviele Menschen auf dem steinigen Strand ein Plätzchen finden. Ein Spaziergang über die Via Tritone zum Aussichtspunkt Largo Ardito ist übrigens ebenso lohnenswert wie ein Besuch der Eisdiele "The Super Mago del Gelo" an Piazza Giuseppi Garibaldi.
Das sagenhafte, wunderbare und einzigartige Matera mit seinen Sassi (Höhlenwohnungen) ist jede Reise wert! Die Hauptstadt der Provinz Basilikata war schon vor ihrer Kürung zur europäischen Kultur-Hauptstadt 2019 etwas Besonderes. Von der Masseria Torricella sind es nur 70 km bis nach Matera. Was Euch hier alles erwartet, darüber habe ich einen ganzen Artikel geschrieben.
"Mein" Styleguide Rom für den NATIONAL GEOGRAPHIC!
Monatelang war ich für dieses tolle Projekt kreuz und quer in Rom unterwegs. Ständig auf der Suche nach den tollsten, coolsten, hippsten, sehenswertesten und einzigartigsten Locations. (Meine Erlebnisse mit den kapriziösen Römern während der Recherchearbeiten müsste ich eigentlich in einem separaten Buch verarbeiten...) Gefunden habe ich knapp 150 Restaurants, Cafés, Museen, Designer, Manufakturen, Bars, Hotels und tolle Interview-Partner, die Einblicke in ihr römisches Leben gewähren. So wie Cristian, Barista in einem der ältesten römischen Cafés. Oder die wunderbare Signora Luisa Longa. Künstlerin und Besitzerin eines traumhaften B&B in Trastevere.
Liebe Rom-Freunde, für alle diejenigen, die das schönste Chaos in Italien aus der Nähe kennenlernen möchten und auf der Suche nach ein paar Tipps, Anregungen und Inspirationen für den nächsten Rom-Trip sind, gibt es jetzt den "Fettnäpfchenführer Rom". Darin können Sie blättern, lesen und vor allem noch tiefer in den aufregenden römischen Alltag eintauchen. Ich wünsche Ihnen genauso viel Spaß beim Lesen wie ich ihn beim Schreiben hatte! Wer vorab einen Blick in das Inhaltsverzeichnis werfen möchte kann dies hier tun.