Zur Zeiten der alten Römer befand sich an der Stelle des heutigen Campo de`Fiori das Lager der Wagenlenker vom Circus Maximus. Im Mittelalter blühte hier ein Feld mit Blumen und während
der Inquisition wurde der Platz als Hinrichtungsstätte genutzt. An diese unschönen Tage des Campo de ` Fiori erinnert die Statue von Giordano Bruno. Der Priester und Philosoph war der
Ketzerei schuldig gesprochen worden. Am 17. Februar 1600 fand die Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen auf dem Campo statt. 289 Jahre später wurde ihm ein Denkmal gesetzt. Seitdem schaut
Bruno Giordano tagtäglich über die Zeltdächer der Märkstände grimmig in Richtung Vatikan.
Soviel ersteinmal zur Geschichte des berühmten Marktplatzes . Jetzt geht es ins Hier und Jetzt auf Entdeckungstour durch die romantischen Gassen rund um den Campo de´Fiori, auf den Ihr später noch einmal zurückkommen werdet. Zuerst schaut Ihr Euch
eine der bedeutendsten Renaissance-Straßen von Rom an, die Via Giulia. Geplant wurde sie übrigens von Donato Bramante, dem Allerersten in einer langen Reihe von Baumeistern, die sich am Petersdoms verewigt haben.
Vor dem Spaziergang über holpriges Kopfsteinpflaster vorbei an prächtigen Palazzi empfehle ich eine typisch römische Cappuccino-Pause in der Bar Giulia (Via Giulia 1). Entweder Schulter an Schulter mit Damen und Herren aus der Nachbarschaft an der Theke oder an einem der Tische auf der Straße.
Anschließend geht es weiter über die Via Giulia vorbei an den Stadt-Palästen, in denen einst noble Familien logierten und heute zum Beispiel eine Anti-Mafia-Einheit oder ein Gymnasium untergebracht sind. Sollten die Tore der Häuser aufstehen, empfehle ich dringend jedes Mal einen neugierigen Blick (!) hineinzuwerfen (jedoch nicht hinein zulaufen!). Wer am frühen Abend auf der Via Giulia unterwegs ist sollte einen Abstecher auf die Dachterrasse des St. Georges Hotel (Via Giulia 62) auf einen schicken Aperitivo mit Aussicht über die Dächer der Ewigen Stadt einlegen.
Nach einer Weile geht nach links in die Via di Caterina, an deren Ende Ihr wieder nach links in die Via di Monserrato abbiegt. In der ruhigen Straße befinden sich zwei Läden, die eine gewisse Aufmerksamkeit verdienen. Zum einen ist da das "Antichi Kimono"(Via di Monserrato 43), das seine Besucher in eine weit entfernte Welt entführt. Antike Kimono, bunte und ungewöhnliche Accessoires wie Ringe oder Taschen gibt es in dem Laden von Gloria Gobbi zu bestaunen und zu erwerben.
Nur ein paar antike Palazzi weiter kommen Freunde des stilvollen französischen Designs auf ihre Kosten. Im geschmackvollen Store von "Chez Dédé" (Via di Monserrato 35) kann man sich stundenlang an Mini-Lifestyle-Objekten, einer phantastischen eigenen Taschen-Linie und vielen hochwertigen Deko-Objekten mit einem gewissen "je ne sais quoi" erfreuen.
Wer nach soviel französischen Schick einen leichten Appetit verspürt kehrt ins noble "Pierluigi" (Piazza dei Ricci 114) ein, das für seine hervorragende Fischküche bekannt ist. Exklusiv ist nicht nur die Preisstruktur des Ristorante sondern auch der Sitzplatz auf einer romantischen und herrlich ruhigen Piazza.
Wer von Euch es weniger formell mag, geht einfach ein paar Meter weiter und stößt auf das "Supplizio" (Via dei Banchi Vecchi 143). Lässig auf einem Ledersofa Platz genommen, isst man hier eine römische Spezialität: Suppli = Panierte Reisbällchen in verschiedenen Geschmacksrichtungen (zum Beispiel Cacio e Pepe (Käse und Pfeffer)) in Fett frittiert). Dazu noch ein Glas Bier in hipper Gesellschaft und es kann entspannt weiter gehen zu "Retropose" (Via del Pellegrino 60). In dem kleinen Laden fertigen und verkaufen zwei junge talentierte römische Designerinnen ihre selbstentworfenen und einzigartigen Handtaschen und ausgefallene Lederaccessoires.
Auf Höhe der Hausnummer Via del Pellegrino 19 dürft Ihr jetzt nicht den unscheinbaren Zugang (rechts) in den Arco dei Acetari verpassen. Dahinter wartet ein Innenhof, dessen mittelalterlicher Flair und Ruhe nur ein paar Meter vom Campo de Fiori fast surreal scheint.
Jetzt sind es nur noch wenige Meter bis zum Campo de Fiori. Auf dem Platz der Blumen bieten noch genau zwei Blumenhändler ihre Ware an. Ein Großteil der Stände feilscht mit ihren Porzellanwaren, Likörflaschen in italienischer Stiefelform und Gewürzmischungen hauptsächlich um die Aufmerksamkeit von Touristen. Auch wenn es dem Campo de Fiori ein wenig an authentischem Marktplatz-Flair mangelt, lohnt es sich, in einem der unzähligen Cafés oder Restaurants Platz zu nehmen und dieses Gesamtkunstwerk zu beobachten.
Die Preise für einen Cappuccino, ein Frühstück oder ein Glass Prosecco halten sich übrigens hier - auf einem der berühmtesten Plätze der Welt - sehr im Rahmen.
Jetzt geht es für einen kurzen Abstecher in die schmale Via dei Cappellari. Dort liegt die Manufaktur und der Verkaufsraum von "Picta" (Via dei Cappellari 11), dem kleinen Laden von Marina, einer wahrhaftigen Porzellankünstlerin. Das raffinierte Design ihrer Kollektionen an Espresso-Tassen, Teller und Becher ist einfach hinreissend.
Jetzt überquert Ihr über die Piazza Farnese mitsamt einem gleichnamigen und imposanten Palazzo, in dem die Französische Botschaft residiert. Der Palazzo Farnese ist ein Meisterstück großer Renaissancearchitektur. Innerhalb der 50jährigen Bauzeit haben einige Baumeister ihre Hand an das Gebäude gelegt, darunter auch Michelangelo. Die beiden Brunnen auf der Piazza, sind übrigens das nach was sie aussehen, Badewannen. Sie stammen aus den Caracalla Thermen und sind aus ägyptischem Granit.
Über die Via di Mascherone lauft Ihr wieder auf die Via Giulia.
Auf der Via Giulia biegt Ihr nach links ab. Jetzt kann es wieder etwas voller werden, denn nun steht ein Halt auf der Ponte Sisto an, die auf die andere Tiberseite nach Trastevere führt. Von hier aus kann man besonders gut einen römischen Hingucker bewundern. Auf 550 Meter Tibermauer wurde die Geschichte Roms visualisiert. Nichtchronologisch. Nach den Zeichnungen des südafrikanischen Künstlers William Kentridge. Mit einer genialen Technik! Aus dem von Smog verschmutzen Grau der Ufermauer wurden mit Hilfe von Schablonen und einem Hochdruckwasserstrahl 80 Motive quasi "herausgewaschen". Das Projekt heißt "Triumph & Laments".
Triumphieren dürfen nun alle Eisliebhaber, unter Euch. Im "Punto Gelato" (Via dei Pettinari 43) wartet eine Auswahl an überraschenden Eissorten, wie Nuss mit Gorgonzolacreme oder Eis aus Büffelmozzarella. Wenn Ihr keine Lust auf Eis, sondern auf richtig gut gemachtes Soulfood verspürt, dann schaut bei den vier Damen von Pianostrada (Via delle Zoccolette 22) rein. In zauberhafter Atmosphäre wird hier Focaccia, Pasta und mehr serviert.
Weiter geht es über die Via delle Zoccolette nach links in die Via del Conservatorio bis zur Piazza San Salvatore in Campo. Direkt um die Ecke befindet sich die "Galleria Varsi" (Via San Salvatore in Campo 51) , die sich der Urban- und Street-Art verschrieben hat. Welche der meist hervorragenden Ausstellungen gerade läuft, checkt man besser vorher auf der Internet Seite ab. Zum Ausklingen des Backstage-Spazierganges bietet sich das "Open Baladin" (Via degli Specchi 6) an. Wer bis jetzt nichts von der italienischen Vorliebe für gut gebrautes Bier gewusst hat, wird in dem Lokal eines besseren belehrt. Besonders Sorten von kleinen Bierbrauereien aus Italien kann man hier verkosten und dazu einen der besten Hamburger in ganz Rom essen. Neben allerlei kreativen Geschmackskombinationen gibt es übrigens auch eine Veggie-Variante.
Vom "Open Baladin" aus lauft Ihr nun vorbei an der Piazza Benedetto Cairoli in die Via dei Giubbonari. Die Gasse führt zurück auf den Campo de Fiori und ist gesäumt von zahlreichen kleinen Mode-Shops und Schuh-Läden. Wer Lust auf einen guten Espresso in einer angesagten Café Bar hat, sollte kurz im "Roscioli Caffè" (Piazza Benedetto Cairoli 16) vorbeischauen.
Spanische Treppe - Sehenswertes rund um die berühmtesten Stufen der Ewigen Stadt
Sehenswürdigkeiten rund um den Petersdom - Ein Spaziergang durch Prati
"Mein" Styleguide Rom für den NATIONAL GEOGRAPHIC!
Monatelang war ich für dieses tolle Projekt kreuz und quer in Rom unterwegs. Ständig auf der Suche nach den tollsten, coolsten, hippsten, sehenswertesten und einzigartigsten Locations. (Meine Erlebnisse mit den kapriziösen Römern während der Recherchearbeiten müsste ich eigentlich in einem separaten Buch verarbeiten...) Gefunden habe ich knapp 150 Restaurants, Cafés, Museen, Designer, Manufakturen, Bars, Hotels und tolle Interview-Partner, die Einblicke in ihr römisches Leben gewähren. So wie Cristian, Barista in einem der ältesten römischen Cafés. Oder die wunderbare Signora Luisa Longa. Künstlerin und Besitzerin eines traumhaften B&B in Trastevere.
Liebe Rom-Freunde, für alle diejenigen, die das schönste Chaos in Italien aus der Nähe kennenlernen möchten und auf der Suche nach ein paar Tipps, Anregungen und Inspirationen für den nächsten Rom-Trip sind, gibt es jetzt den "Fettnäpfchenführer Rom". Darin können Sie blättern, lesen und vor allem noch tiefer in den aufregenden römischen Alltag eintauchen. Ich wünsche Ihnen genauso viel Spaß beim Lesen wie ich ihn beim Schreiben hatte! Wer vorab einen Blick in das Inhaltsverzeichnis werfen möchte kann dies hier tun.