Ein Streifzug durch die ewige Stadt mit Piazza-Feeling, Blütenrausch und Glücksgefühlen
Rom mit seinen beige- und ockerfarbenen Hausfassaden ist eindeutig ein Frühlingstyp. Nicht nur den altehrwürdigen Palazzi steht das milde Licht der Frühjahrs-Sonne gut. Auch
die Plätze der italienischen Hauptstadt versprühen nach den Wintermonaten endlich wieder ihren unwiderstehlichen Charme. Weder Römer noch Touristen können der Verlockung der ersten
warmen Sonnenstrahlen des Jahres widerstehen. Die Straßen-Cafés füllen sich, die ersten Nordeuropäer werden mit Flip-Flops an den Füßen gesichtet und in den zahlreichen Parks wird es bunt. Sobald
die ersten Knospen sprießen, blüht auch Rom auf! Die beste Zeit für einen Streifzug durch die ewige Stadt. Wie Ihr zu den einzelnen Frühlings-Highlights gelangt, steht übrigens am
Ende des Artikels.
Wenn im März die Temperaturen langsam nach oben klettern, spüre auch ich ein gewisses Hochgefühl. Nach einem Winter voller Museumbesuche, beginnt nun die Zeit meiner ausgedehnten Streifzüge durch Rom. Das einzigartige Open-Air-Museum präsentiert sich bei milden Temperaturen und sanften Sonnlicht von seiner Schokoladenseite. Manche Orte in Rom tragen einen einzigartigen Frühlings-Look, den man im restlichen Jahr nicht zu sehen bekommt.
So wie das Marcellus-Theater. Der große Caesar hatte den Bau des Amphitheaters in Auftrag gegeben. Offiziel eingeweiht wurde es erst später, um 11. v. Chr., unter dem noch größeren Kaiser Augustus. Er widmete das Theater seinem verstorbenen Neffen und designierten Nachfolger Marcellus. Neben dem gut erhaltenen Theater stehen heute die Überreste des ältesten Apollo Tempels in ganz Rom. Vor den drei hellen Säulen breitet sich eine Wiese aus, auf der im Frühling Gänseblümchen sprießen. Mit steigenden Temperaturen gesellen sich rote Mohnblumen dazu. Bei über 20 Grad im April geht es den Pflanzen wie vielen Nordeuropäer in Rom. Sie wähnen sich im Frühsommer. Dieses Farbensemble aus blauem Himmel, grünem Gras, weißen und roten Blüten in antiker Kulisse ist ein absolutes Frühjahrs-Must-See.
Römische Frühlingsboten: Gänseblümchen und Jogger
Nicht nur sprießende Blümchen gelten in Rom als Frühlings-Boten. Auch die plötzlich ansteigende Zahl an Joggern in den städtischen Parks deutet auf einen Jahreszeitenwechsel hin. Halb Rom macht sich fit für den Rom-Marathon und den dazugehörigen 5 km langen Volkslauf, der traditionell im April (7. April 2019) stattfindet. Mittlerweile gehört der Marathon zu den beliebtesten Läufen in ganz Europa. Bei der sensationellen Kulisse auch kein Wunder. Der Start- und Zielbereich liegt zwischen Kolosseum und Piazza Venezia.
Als Trainingsstrecke mögen römische Jogger besonders die Villa Doria Pamphili. Das Ex-Anwesen einer adligen Familie ersteckt sich über 184 Hektar. Hier lässt es sich hervorragend unter großen Pinien, vorbei an marmornen Statuen und kleinen Wasserfällen rennen. Spaziergen gehen macht hier übringes nicht weniger viel Spaß. Der Park besitzt ein eigenes Cafés, das Vivi Bistrot (Via Vitellia 102). Hier kann man Cappuccino trinken, gesunde Sachen essen und die Frühlingsluft schnuppern.
Am Wochenende kann es in der Villa Doria Pamphili voll werden. Mich zieht es dann eher in die Villa Torlonia. Der zauberhafte Park liegt im Osten von Rom an der Via Nomentana. Neben einer schneeweißen Villa, in der einst Mussolini residierte, und einigen Obelisken, beherbergt die Villa Torlonia ein absolutes Frühjahrs-Highlight: la casina delle civette. Das Eulenhäuschen bezaubert mit einer skurillen Optik, irgendwo zwischen Schweizer Chalet und Harry-Potter-Film-Kulisse. Seinen Namen verdankt es den herrlichen Jugendstilfenstern, auf denen auch Eulen zu sehen sind. Wenn dann im Frühling die Gänseblümchen auf der Wiese vor dem Casina delle civette blühen, kann ich mich an diesem Szenerie einfach nicht satt sehen.
Alle Jahre wieder - Blühende Frühlingsrituale in Rom
In Rom gibt es einige Frühlingsrituale, auf die sich die Bewohner jedes Jahr wieder freuen. Dazu gehört das Warten auf das römische Hanami, das Kirschblütenfest, an einem künstlichen See im Stadtteil EUR im Süden von Rom. Ein Großteil der Kirschbäume am Seeufer kam im Jahr 1959 als Geschenk aus Japan an den Laghetto dell`EUR in die ewige Stadt. Heute wird das Erscheinen der weißen und zartrosa Blüten von den römischen Medien alljährlich zelebriert.
Samstage bieten sich besonders gut für einen Ausflug nach EUR an. Dann findet ganz in der Nähe des Laghetto ein hübscher Markt statt. Die Stände voller Haushaltwaren und Schmuck werden im Schatten des colosseo quadrato aufgebaut. Das quadratische Kolosseum heißt ganz offiziel Palazzo della Civiltà italiana und gehörte zu einem gigantomanischen Bauprojekt, das Mussolini in Auftrag gegeben hatte. Für die Weltausstellung 1942 - die nie stattfinden sollte - plante er im Süden von Rom eine Stadt voller Protzbauten. Einige dieser architektonischen Machtdemonstrationen haben die Zeit überdauert und neue Bewohner gefunden. So ist vor einigen Jahren die Nobelmarke FENDI in das quadratische Kolosseum eingezogen. Im Erdgeschoss wurde ein kostenloses Museum eingerichtet, in dem regelmäßig bedeutende italienische Künstler ihre Werke zeigen.
Ein begehrtes Fotomotiv im Frühjahr sind die Azaleen auf der Spanischen Treppe. Ab Mitte April verwandeln die Pflanzen für ungefähr einen Monat lang die berühmten Stufen in ein einziges Blütenmeer. Nach der Blütezeit werden die rund 300 Azaleen bis zu ihrem nächsten Einsatz von römischen Stadt-Gärtner gehegt und gepflegt.
Mein ganz persönlicher blühender Lieblingsort in Rom ist der Rosengarten. Der roseto comunale liegt zwischen den staubigen Resten des Circus Maximus und dem grünen Aventin-Hügel. Traditionell öffnet der kleine Garten am 21. April, am Geburtstag von Rom, seine Pforten. Ab diesem Zeitpunkt schaue ich so oft wie möglich bei den über 1000 Rosenarten vorbei. Es macht mir Spaß die Schilder zu lesen, auf denen die teils amüsanten Namen der Blumen vermerkt sind. Ausgesprochen schön ist der Blick vom erhöhten Teil des Rosengartens. Ergattert man einen Platz auf einer der wenigen Bänke, schaut man durch ein Blütenmeer auf die rostroten, imposanten Fassaden der Kaiserpaläste auf dem Palatin-Hügel. Ein Anblick wie aus dem Bilderbuch!
Wenn ich schon einmal im Rosengarten bin, dann steige ich auch auf den benachbarten Aventin-Hügel und genieße von dort oben die herrlichen Aussichten auf Rom. Auf der anderen Seite des Hügels erwartet mich eines meiner Lieblings-Cafés, das von Oktober bis Mitte März Winterschlaf hält und im Frühling im wahrsten Sinne des Wortes aufblüht. Das Tram-Depot (Via Marmorata 13) ist ein Outdoor-Café mit Sitzplätzen an einer vielbefahrenen Straße im Stadtteil Testaccio. Und trotzdem sitzt man hier mitten im Grünen dank liebevollem Guerilla-Gardening und Blümchen auf den Tisch. Wenn ich hier meinen ersten Cappuccino des Jahres trinken darf, weiß ich der Frühling hat endlich begonnen.
Nicht nur das Cappuccino-, Latte Macchiato- oder Aperol Spritz-Trinken macht in der Frühjahrssonne viel mehr Spaß als unter den Heizstrahlern, mit denen die Lokale den Winter von ihren Terrassen vertreiben wollen. Auch der Eisgenuss steigt bei höheren Temperaturen. In Testaccio gibt es eine Gelateria, die in keinem Reiseführer oder Food-Guide gehypt wird. Nichtsdestotrotz halte ich Angel´s House (Piazza di Santa Maria Liberatrice 31) für eine sehr erwähnenswerte Eismanufaktur. Meine Portion Crema e Fragola genieße ich gerne auf der Piazza Testaccio. Von den Bänken aus bieten sich wunderbare Einblicke in die Alltagskultur des Stadtviertels.
Im Frühjahr streife ich vormittags oft durch das Stadtviertel Trastevere. Ich suche mir einen Sonnenplatz in einem Café und beobachte die vorbei ziehenden Menschen. Besondes viel zu sehen gibt es im Café Settimiano (Via di Porta Settimiana 1). Es hat einen Gastauftritt im Woody Allen Streifen "To Rome in Love" und zieht viele amerikanische Touristen an. Oder amerikanische Studenten aus der benachbarten Universität. Auf jeden Fall schmecken die Cornetti con crema (Hörnchen mit Vanillecreme-Füllung) göttlich und der Ausblick auf das Tor der alten Stadtmauer, der Porta Settimiana, ist hoffnungslos romantisch.
Wer Lust auf Markttreiben hat, setzt sich einfach in eines der Lokale, die den Campo de Fiori umrunden. In der frischen Frühlingsluft lässt sich das Piazza-Feeling viel entspannter geniessen als im hitzigen Sommer. Ruhiger geht es auf der Piazza delle Copelle in der Nähe des Pantheon zu. Einige wenige Marktstände sind hier am Vormittag aufgebaut und teilen sich den Platz mit den Sitzgelegenheiten von Lokalen. In diesem urbanen Idyll vergisst man bei einem Teller Pasta schnell, dass nur wenige Meter entfernt das touristische Leben tobt.
Frühlingshafte Glücksgefühle am Meer
Spätestens im April startet wieder die Saison der Wochenendausflüge. Dann zieht es die Römer raus aufs Land. Ihre Strände meiden sie noch. Bekleidete Spaziergänge am Meer sind kein Freizeitkonzept, das sich der breiten Masse erschließt. Und genau aus diesem Grund habe ich das Frühjahr zu meiner römischen Strandhauptsaison erkoren. Während ich im Sommer einen ganz großen Bogen um die völlig überfüllten und hitzigen Strände vor Rom mache, kann ich im März und April garnicht oft genug nach Fregene fahren. Der Küstenabschnitt westlich von Rom ist einfach ideal für lange und einsame Spaziergänge. Bis auf ein paar Hundebesitzer und Surfer trifft man hier fast keine Menschenseele. Für geübte Nordseeurlauber wie mich, reichen auch April-Temperaturen, um ein Sonnenbad zu nehmen.
Frühlingshafte Glücksgefühle verspüre ich ebenfalls in Santa Severa. Der
Küstenort liegt 50 km nördlich von Rom. Auf der Promenade gibt es ein Café, in dem man mit Blick auf eine Burg und aufs Meer die Zeit entspannt verstreichen lassen kann. Um die Mittagszeit zieht
es mich ins Ristorante Barracuda Young (Lungomare Pyrgi 18). Je nach Klimabedingungen gibt es
Fisch und Meeresfrüchte an der frischen Luft oder in einem verglasten Pavillion direkt am Strand.
Ein Ausflug zur Villa d`Este In Tivoli
Mehr als 500 Brunnen sprudeln, Narzissen duften, Osterglocken sprießen und Rom liegt einem zu Füßen. Die Villa d´Este in Tivoli ist das perfekte Frühjahrs-Ausflugsziel. Der herrliche Renaisscance-Palast samt seiner einzigartigen Parkanlage und Wasserspiele hat es mit Recht auf die Liste des Weltkulturerbes geschafft. Das Städtchen Tivoli liegt 30 Kilometer östlich von Rom in luftiger Höhe, der man den sensationellen Ausblick auf Rom verdankt. Die Hanglage der Villa d`Este macht sich beim Erkunden des Parks bemerkbar. Steile Treppen und Wege führen von der Allee der Hundert Brunnen zum Neptunbrunnen und weiter zu diversen Grotten. Nach einem Besuch der Villa d`Este lohnt sich ein Besuch der mittelalterlichen Altstadt von Tivoli und ein Abstecher in eines der urigen Lokale. Übrigens: Während in Rom schon T-Shirt Wetter herrscht, kann es hier oben in den Bergen etwas frischer sein. Also bitte nicht die Frühjahrs-Übergangsjacke vergessen!
Römische Frühlingsgefühle zum Selbst-ERleben:
#Villa Doria Pamphili
Große Parkanlage im Westen der Stadt. Eingang östlicher Teil: Bus 870 bis Piazza S. Pancrazio www.villapamphili.it
#Villa Torlonia
Park im Osten von Rom. Bus 60 bis Nomentana-Trieste /Metro B bis Policlinico oder Bologna www.museivillatorlonia.it
#Laghetto del EUR
See mit Park und Kirschblüten im Stadtviertel EUR.
#Azaleen auf der Spanischen Treppe
Mehr Entdeckungen rund um die Spanische Treppe findet Ihr hier.
#Rosengarten, Aventin und Testaccio
#Trastevere
14 schöne Sehenswürdigkeiten, die Ihr auf einem Streifzug durch Trastevere entdecken könnt.
#Fregene und Santa Severa
Sowohl Fregene als auch Santa Severa sind mit dem Vorortzug FL5 ab Hauptbahnhof Termini zu erreichen. Leider liegen die Bahnhöfe in beiden Orten nicht sonderlich zentral. Mit einem Mietwagen ist die Anreise bedeutend komfortabler.
#Villa d`Este in Tivoli
Vom Bahnhof Roma Tiburtina fahren stündlich Züge nach Tivoli. Dort geht es dann über eine Fußgängerbrücke über das Flüsschen Aniene 1,2 Kilometer in Richtung Villa d`Este. www.villadestetivoli.info