Rom besuchen, ohne einen Abstecher an den Trevibrunnen einzulegen? Für die meisten Rom-Besucher eine unmögliche Vorstellung! Die Anziehungskraft des Trevibrunnen liegt nicht allein in seiner rauschenden Schönheit begründet. Der Film "La Dolce Vita" machte die Schaupsielerin Anita Eckberg unsterblich und den Brunnen, aus dem sie nackt entstieg, zum weltweiten Mythos. Außerdem existiert da noch diese attraktive Legende. Sie verspricht jedem, der eine Münze in den Trevibrunnen wirft, eine baldige Rückkehr nach Rom. Wen wundert es bei solchen Aussichten, dass im Jahr 2018 knapp 1,5 Millionen Euro im Trevibrunnen gelandet sind.
Caritas oder die Stadt Rom - Wer soll die Millionen bekommen?
Aus guter Tradition heraus, kam das "Wunschgeld" seit geraumer Zeit auf das Konto der Caritas. Laut einem Beschluss aus dem römischen Rathaus sollte im April 2018 mit dieser Wohltat Schluss sein. Die Stadt Rom wollte die gesammelten Münzen für die Instandhaltung des reichlich vorhandenen Kulturerbes einsetzen, statt sie irgendwelchen sozialen Projekten zur Verfügung zu stellen. Wie so oft in Rom, wurde die Umsetzung des Beschlossenen, einfach um ein Jahr vertagt.
Die Frage nach dem Geld aus dem Trevibrunnen fand mit einer Notiz aus einer Rathaussitzung wieder den Weg an die mediale Öffentlichkeit. Ab April 2019 sollte die Caritas nun endgültig nicht mehr die Münzen aus dem Brunnen fischen dürfen. Zuständig für das Geldeinsammeln wäre ab dem Frühjahr die ACEA, der städtische Energieversorger. Der selbstverständlich für die regelmäßige Bergung der Münzen entlohnt werden müsse. Nur mit einem kleinen, allerdings bisher noch nicht näher spezifizierten Obulus. Kaum war diese Nachricht über einige römische Medien gestreut worden, brach ein Sturm der Entrüstung in den Social Networks los. Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Verständnis der Römer, dass die Brunnenmillionen nicht mehr an wohltätige Zwecke gehen sollten, hielt sich sehr in Grenzen. Zumal ausgerechnet ein städtischer Betrieb in Zukunft Geld für eine Arbeit bekommen würde, die die Caritas bisher umsonst geleistet hatte. Die Caritas meldete sich prompt auch selbst zu Wort. Ihr Direktor wies darauf hin, dass die Trevimünzen nicht in irgendwelche sozialen Projekte fliessen würden. Ganz konkret würden damit Betten und Lebensmittel für die Tausenden Obdachlosen in Rom finanziert werden.
Alles nur ein Grosses Missverständnis!
Kurz nach dem heftigen medialen Wirbel, wendete sich die regierende Bürgermeisterin Virginia Raggi an die Presse. Alles sei nur ein großes Missverständnis. Ja, in der internen Notiz während einer Rathaussitzung wäre festgehalten worden, dass die städtischen Energieversorger ab April den Trevibrunnen leeren werden. Nein, niemand beabsichtige, der Caritas das Geld zu klauen. Es wäre ein notwendiger bürokratischer Schritt, dass die Münzen von der Kommune Rom eingesammelt und auf den Konten der Stadt verbucht würden. Von dort könnten die Trevi-Millionen dann an die Caritas weitergeleitet werden. Und nicht nur die. Die Münzen aus allen anderen römischen Brunnen würden ebenfalls an die Wohltätigskeitsorganisation gehen. In Zahlen wären dies nocheinmal knapp 200.000 Euro.
Am Ende dieser Neuigkeiten aus Rom heißt es also am Trevibrunnen vorerst: Weiterwerfen für den guten Zweck!
Übrigens: Um eine Rückkehr in die Ewige Stadt zu garantieren, wirft man die Münze mit der rechten Hand über die linke Schulter.
Manch Italiener wirft auf diese Weise drei Münzen hintereinander in den Trevibrunnen. Die erste soll den Werfer wieder nach Rom zurück bringen. Die zweite bringt eine neue Liebe. Und das Geldstück verspricht eine baldige Hochzeit.
