Die Schlangen vor dem Kolosseum, Petersdom und Vatikan werden wohl noch länger. Für September-Oktober 2018 werden 4 % mehr Touristen als im Vorjahr erwartet. Und das ist viel in Anbetracht der Massen, die sich bereits im letzten Herbst durch die Stadt geschoben haben. Nein, das muss ich anders formulieren, weil es so nicht stimmt. Die Besucher aus aller Welt schieben sich nur im Zentrum auf ausgetrampelten Touristenpfaden durch Rom. Drumherum leidet die Ewige Stadt nicht an dem berüchtigten Overtourism.
Schlangenstehen vor dem Kolosseum, Petersdom oder Vatikan ist emotionslos betrachtet ein selbstgewähltes Schicksal. Immerhin habt Ihr die Wahl:
a) Ihr seid vor oder nach den Massen da.
b) Ihr zahlt Geld, um an den Schlangen vorbei zu kommen.
c) Ihr wartet geduldig in der Schlange.
d) Ihr stellt Euch erst gar nicht an, sondern schaut Euch stattdessen andere Großartigkeiten in Rom an.
Es wäre ein wenig vermessen, die nun folgenden Sehenswürdigkeiten in Rom als geheime Verschlusssachen zu bezeichnen. Sie stehen einfach nicht auf der MUST SEE-Liste des Massentourismus. Zum Glück für uns!
Caracalla Therme und ein MauerMuseum
Vom Kolosseum aus ist es nur ein Katzensprung bis zu den Ruinen der Badeanstalt. Die antike Wellness-Oase der Superlative wurde 216 v. Chr. eingeweiht und bot über 3000 Gästen Platz. Ich laufe immer wieder und mit großer Freude über das Areal. An manchem Vormittag war ich fast alleine im Tempedarium oder Caldarium unterwegs.
Bis zum 2. Oktober finden übrigens noch nächtliche Führungen durch die Caracalla Therme statt. Dabei geht es auch unter die Erde! Ich war schon einmal mit meinem römischen Kulturverein dort unten und es war wirklich sehr beeindruckend! Die Führungen auf Englisch finden um 20.15 und 21 Uhr statt. Die Tickets (18 EUR) sollten vorher online unter coopcultura.it bestellt werden.
Ein normales Eintritts-Ticket kostet übrigens 8 EUR.
Ein besonderer Tipp: Durch dIe Römische Stadtmauer Laufen
Nach dem Besuch der Caracalla Therme, empfehle ich Euch einen Spaziergang über die Via di Porta San Sebastiano bis zur Porta San Sebastiano, einem der Stadttore der Aurelianischen Mauer. In der Porta San Sebastiano befindet sich das Museo delle Mura, dass sich der Geschichte der römischen Stadtmauer widmet. Es ist klein und der Eintritt kostenlos. Besonderer Clou: Ihr könnt von hier aus durch die Aurelianische Mauer laufen und einen ersten Blick auf die Via Appia Antica werfen.
Campo Verano und eine SchokoladenFabrik
Ein Friedhof als Sehenswürdigkeit? Im Falle des Campo Verano trifft dies tatsächlich zu. Der römische Monumentalfriedhof ist dank seiner pompösen Grabstätten wirklich sehenswert. Ihr müsst nur aufpassen, Euch nicht zu verlaufen. Das Gelände erstreckt sich über 83 Hektar.
Wenn Ihr schon einmal in dieser Ecke von Rom unterwegs seid, dann schaut Euch im Studentenviertel San Lorenzo um. Ich empfehle Euch ganz dringend einen Abstecher ins Café/Restaurant SAID del 1923 (Via Tiburtina 135), es befindet sich in einer EX-Schokoladenfabrik.
Campo Verano, Piazzale del Verano 1, Bus 490 oder 492 und Metro B bis Haltestelle Policlinico
Der Kreuzgang Von Bramante
Mitten im Herzen der Altstadt liegt dieses eckige Kleinod ganz in der Nähe der Piazza Navona. Baumeister war niemand anderes als Donato Bramante, der sich als Allererster aus einer langen Riege an Baumeistern am Petersdom versucht hat. Auf der ersten Etage des Kreuzganges wartet ein Museum, ein Café mit romantischen Außenplätzen und ein Zimmer mit einem einzigartigem Ausblick. Dort blickt Ihr in das Innere der Kirche Santa Maria della Pace und auf ein Kunstwerk der Renaissance. Raffael, einer der bedeutendsten Maler und Architekten dieser Epoche hat hier seine Spuren in Form des Freskos Die Sybillen hinterlassen. (Ebenso wie an den Wänden in den päpstlichen Gemächern des Vatikan oder im Petersdom als zweiter Dombaumeister nach Bramante).
Der Eingang in den Kreuzgang ist kostenfrei. Nur für das Museum wird Eintritt verlangt.
Chiostro del Bramante, Via Arco della Pace 5, Öffnungszeiten Mo - Fr 10 bis 20 Uhr, So - So 10 bis 21 Uhr
Villa Farnesina und Fresken von Raffael
Die Villa Farnesina liegt am Tiber auf dem Weg vom Petersdom ins Stadtviertel Trastevere. Besonderes Highlight dieser wunderhübschen Renaissance-Villa sind die Fresken von Raffael ( Loggia der Galatea 1511/12 und Loggia von Amor & Psyche 1518). Sie erzählen in üppigen Farben zwischen einem Gott und einer bildhübschen Königstochter.
Villa Farnesina, Via della Lungara 20, Öffnungszeiten: 9 bis 14 Uhr (Mo-Sa)
Ein quadratisches Statt Rundes Kolosseum
Das Colosseo qadrato trägt offiziell den Namen Palazzo della civiltà italiana und erhebt sich im Stadtviertel EUR im Süden von Rom. Seinen Spitznamen quadratisches Kolosseum trägt das Paradebeispiel für protzige Faschisten-Architektur aufgrund seiner offensichtlichen und gewollten Ähnlichkeiten mit dem antiken Amphitheater im Zentrum der Stadt. Das schneeweiße Gebäude war als Kulisse für die Weltausstellung im Jahr 1942 in Rom, der Esposizione Universale di Roma, von Mussolini und seinen Architekten geplant worden. Die Weltausstellung fand nie statt. Der zweite Weltkrieg kam Mussolini und seinen Plänen dazwischen. Nach ewig langem Leerstand hat das Gebäude einen neuen Mieter gefunden, die Nobelmarke Fendi. Im Untergeschoss haben die italienischen Designer ein Museum eingerichtet, das oft sehr interessante Projekte zeigt. Mehr Infos zum Colosseo Quadrato und das Stadtviertel EUR habe ich hier für Euch zusammengefasst.
Palazzo della civiltà italiana, Quadrato della Condordia 5, Bus 714 ab Termini bis Colombo/Agricultura oder Metro B bis EUR/Magliana
Street-Art im STadtviertel Quadraro
Die Crème del la Crème internationaler Street-Artisten hat sich an zahlreichen Hauswänden des Viertels verewigt. Zusammengefasst sind die Werke unter dem Straßenkunst-Projekt MURo . Die Murales liegen sehr nah beieinander. Ihre Position und Infos zu den Werken sind auf der Homepage von MURo zu finden.
Mit der Metro A (Haltestelle Lepanto bis Porta Furba - Quadraro) oder der Buslinie 590 (ab Piazza Risorgimento bis Tusculana/Mamili geht es ins Viertel Quadraro in ein Freiluft-Museum der besonderen Art.
Noch viel mehr Ideen für Rom-Erlebnisse jenseits der Touristenpfade findet Ihr in der Rubrik Backstage.