Hop-On oder lieber doch Hop-Off? Stadtrundfahrten durch Rom!

Rom: Stadtrundfahrt vorbei am Kolosseum
Rom: Stadtrundfahrt vorbei am Kolosseum

Sie sind pink, tiefrot, silber oder bunt: Die Doppeldecker-Busse, die Touristen aus aller Welt  immer im Kreis durch die ewige Stadt schaukeln. Als ich nach Rom gezogen bin, hatte ich mir fest vorgenommen, bald auch einmal eine Runde mit einem der Busse zu drehen.  Aber irgendwie verlief der Vorsatz im Sande und irgendwann begann ich einen Bogen um die Haltestellen der Hop-on-Hop-off-Anbieter zu machen. Gerade in der touristischen Hochsaison geht es hier hektisch zu. Die Ticketverkäufer buhlen um Kunden, Touristen warten angespannt auf ihren Bus, fliegende Strassenhändler versuchen vehement ihre Handysticks, bedruckte Tücher oder Wasserflaschen zu verkaufen.

 

Vermutlich hätte ich mich nie dazu durchringen können, mit einem der zahlreichen Anbieter auf eine Stadtrundfahrt zu gehen, hätte ich nicht den Auftrag bekommen, den römischen Hop-on-Hop-off-Markt unter die Lupe zu nehmen. So kam es also dazu, dass ich ganz unfreiwillig zur Expertin in Sachen Touristen-Busse in Rom geworden bin. Meine Erfahrungen? Durchwachsen!  Am Ende entscheidet wie bei so vielen Dingen im Leben auch beim Busfahren in Rom das richtige Timing über die Höhe des Spaßfaktors.  

Die Fahrt über die Piazza Venezia mit Blick auf das Vittoriano gehört zu den erhebenden Momenten einer Stadtrundrundfahrt in Rom
Die Fahrt über die Piazza Venezia mit Blick auf das Vittoriano gehört zu den erhebenden Momenten einer Stadtrundrundfahrt in Rom

"Ihr müsst das hier nicht tun! Alle mir nach!"

An meine allererste Tour kann mich noch ganz genau erinnern. Ich bin ganz bewusst vormittags in den pinken Bus von I love Rome eingestiegen, um dem größten Touristen-Andrang zu entgehen. Anfangs schien mein Plan auch aufzugehen. Wir saßen nur zu fünft bei strahlendem Sonnenschein auf dem Oberdeck, der Fahrwind wehte mir durch die Haare und durch die pinken Kopfhörer drang klassische Musik. Es gibt durchaus unangenehmere Wege sein Geld zu verdienen! Zwei Haltestellen später fand das Vergnügen allerdings ein plötzliches Ende. Der Bus war defekt, neigte sich gefährlich nach links. Alle Passagiere mussten an der Haltestelle am Bahnhof Termini aussteigen. Dort stand bereits ein Tross Menschen, der bereits sehnsuchtsvoll auf unseren defekten Bus hatte wartete.

Also warteten wir nun alle gemeinsam auf den nächsten Bus, der in 20 Minuten erscheinen sollte. Ich nutzte die Zeit für ein paar spontane Interviews. Zwei junge Österreicherinnen versicherten mir, dass sie mindestens 4 Städtetrips im Jahr machten und grundsätzlich eine Hop-on-Hop-Off-Tour unternahmen, um sich einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Zwei Kanadier mit süditalienischen Wurzeln erzählten auf breitestem Neapolitanisch mit amerikanischen Akzent, dass sie sich freuten, die ewige Stadt im Doppeldecker-Bus aus einer erhabenen Position erleben zu dürfen. Schnell fand ich in den Gesprächen heraus, dass für die meisten im Gegensatz zu mir eine Stadtrundfahrt zu ihrem Standard-Städtetrip-Programm gehörte.

Der Fairness halber: Es staut sich auch an den Bussen anderer Anbieter - ganz unabhängig davon ob einer Busse defekt ist oder nicht.
Der Fairness halber: Es staut sich auch an den Bussen anderer Anbieter - ganz unabhängig davon ob einer Busse defekt ist oder nicht.

Niemand schien sich großartig an dem Gedrängel an der Bushaltestelle zu stören. Geschweige denn an den fliegenden Händlern, die uns regelrecht umlagerten. Vielleicht blieben alle anderen entspannt, weil sie sich im Urlaubsmodus befanden. Vielleicht entsprach die Situation aber auch genau dem Bild, das sie von ihrem Rom-Urlaub hatten: Dicht gedrängt mit anderen Touristen irgendwo in der Schlange stehen, während einem Handy-Sticks, Tücher oder Wasserflaschen unter die Nase gehalten werden. Hier an der Bushaltestelle ging es nicht anders zu als rund um den Petersdom, den Vatikanischen Museen, am Kolosseum oder vor der Engelsburg .

 

Eingeklemmt zwischen all den Menschen fand ich die Vorstellung, dass sie alle dieses Zerrbild von der ewigen Stadt mit nach Hause nehmen würden, ganz fürchterlich. Mein Rom sah völlig anders aus - und lag quasi direkt um die Ecke: Das Viertel Monti, mit seinen romantischen Kopfsteinpflastergassen und individuellen Shops, der elektrisierende Multikulti-Markt auf dem Esquilino, das Studentenviertel San Lorenzo samt seinem monumentalen  Friedhof oder die kleine Kirche Santa Prassede mit ihrer unglaublichen Mosaikkunst. Gerade in dem Moment als ich laut rufen wollte "Ihr müsst das hier nicht tun - alle mir nach!", rollte der ersehnte Bus heran. Urplötzlich schaltete ein Großteil meiner Mitwartenden vom Urlaubs- in den Kampfmodus um. In Anbetracht der Tatsache, dass es nicht um Leben und Tod ging sondern um einen Sitzplatz auf einem klapprigen Plastikstuhl, empfand ich den körperlichen Einsatz von einigen Mitmenschen durchaus als unangebracht. Während meiner nächsten Fahrten lernte ich allerdings, dass diese leicht aggressive Grundstimmung quasi an jeder Haltestelle um sich griff. Die einen trieb die Sorge, den Bus nicht rechtzeitig über die steile Wendeltreppe verlassen zu können, die anderen trieb die Panik jemand anders als sie selbst könnte die besten Sitzplatz im Bus ergattern.

 

Dieses Hin und Her gehört ebenso wie all die menschlichen Befindlichkeiten natürlich zum Hop-on-Hop-Off-Geschäft dazu, aber gerade bei hohen Temperaturen zehrte diese ständige Hektik und die ewige Sorge zu kurz zu kommen an meinen Nerven.  Zum Schutz gegen die Sonne wurden ab mittags Plastikplanen über die eigentlich offenen Busse gespannt. Die Luft darunter war nicht die beste und steigerte kaum die Laune der Fahrgäste.

Manche Fahrgäste sehen in jeder Hinsicht Rot.
Manche Fahrgäste sehen in jeder Hinsicht Rot.

Rückblickend betrachtet haben mir von den acht Touren zwei richtig Spaß gemacht.  Wobei ich bei meinen Mitfahrern beobachten konnte, dass der Faktor Spaß nicht unbedingt der Grund sein muss, um einen Touristen-Bus zu besteigen. Gerade wenn man mit Kindern oder selber nicht ganz so gut zu Fuß unterwegs ist, halten viele Hop-on-hop-off-Busse für eine ideale Lösung, um sich in Rom fortzubewegen. An dieser Stelle möchte ich Euch einige grundsätzliche Erkenntnisse zum Thema Stadtrundfahrten in Rom mitteilen, quasi meine persönlichen Hop-on-Hop-off-Weisheiten. Sie sind nicht universell, helfen aber vielleicht einige Enttäuschungen von vorneherein zu vermeiden und den Spaßfaktor zu erhöhen.

Wie man beim Hop-On-Hop-Off-Busfahren in Rom Spaß haben kann!

1. Auch Umwege führen durch Rom!

Die Piazza Cavour in Prati stand nicht auf dem Fahrplan. Die spontane Routenänderung brachte unverhofft schöne Ausblicke.
Die Piazza Cavour in Prati stand nicht auf dem Fahrplan. Die spontane Routenänderung brachte unverhofft schöne Ausblicke.

Bitte nicht in Rage geraten, wenn der Bus sich nicht an den vorgezeichneten Routenverlauf hält. Kundgebungen, Kranzniederlegungen, Staatsgäste und viele andere Gründe führen dazu, dass die Stadtrundfahrten umgeleitet werden. Manchmal ist das nicht von Nachteil. Ich hatte meine mit Abstand am schönste Tour mit dem Anbieter "City Roma". Der Busfahrer war ganz neu im Business und hat sich ständig verfahren. Offenbar hat er intuitiv einfach die Route gewählt, die so nah wie möglich an den schönsten Sehenswürdigkeiten vorbeigeht.

2. Sorgt für eigene Hintergrundmusik!

Die Qualität mancher Audio-Guides ist unterirdisch. Wenn Euch das Programm nicht gefällt, legt einfach Eure eigene Musik auf. Ich möchte an dieser Stelle ganz ausdrücklich Bruno Mars danken. Mit ihm und dem desorientierten Busfahrer aus 1. hatte ich eine 24k-Stadtrundfahrt.

3. Augen auf beim Kolosseum

Highlight jeder Tour war unbestritten die Anfahrt auf das Kolosseum. Nach der Haltestelle Santa Maria Maggiore also bitte volle Konzentration. Ihr werdet die Via Cavour hinunterfahren und dann nach links abbiegen. Ab hier habt ihr ungefähr 5 Minuten lang wirklich sensationelle  Ausblicke aufs Kolosseum. Sitzplätze auf der rechten Seite des Busses sind von Vorteil.

4. Morgen- und Abendstund haben Gold im Mund

Wenn ihr entspannt eine einfache Stadtrundfahrt oder Hop-on-hop-offen möchtet, dann sind in der Hauptsaison der Vormittag und der späte Nachmittag ideal dafür. In der Zeit dazwischen quellen sogar die Seelenverkäufer unter den Busanbietern aus allen Nähten.

5. Smarte Stadtrundfahrt nach 15 Uhr

Der Anbieter City Roma bietet nach 15 Uhr einfache Stadtrundfahrten für 11 EURO statt für reguläre 14 EURO an. Die Busse kommen zwar nur alle halbe Stunde und sind nicht die modernsten, aber den Audio Guide fand ich zumindest wirklich interessant..Hier empfehle ich sogar ausnahmsweise die Wochenendtour. Die führt - weil die Einkaufsstraße Via del Corso am Wochenende gesperrt ist - vorbei an dem Park Villa Borghese und über die noble Via Veneto. Gerade am frühen Abend bei schönem Wetter ist die Route wunderschön!!!

Hier Gibt es noch mehr Tipps für Entdeckungstouren durch Rom: