Pizza, Anarchie und viel Kultur! Darum ist Neapel eine Reise wert!

Das Leben in Rom kann ganz schön anstrengend sein. Selbst die Römer fliehen am Wochenende vor ihrer eigenen Stadt und suchen Entspannung vom Großstadttrubel am Meer oder in den nahen Bergen. Wenn ich einen Energieschub brauche, zieht es mich in den Süden. Und zwar nach Neapel. Diese Stadt ist pures Adrenalin, zugegebenermaßen reichlich hyperaktiv, irgendwie anarchisch und gleichzeitig magisch.  In Italien geniesst die Stadt am Vesuv nicht den allerbesten Ruf. Man lästert gerne über die Neapolitaner. Ihre Faulheit, ihr Chaos, Ihre Verschwendungslust, ihre Müllprobleme, ihre Kriminellen. Neapel ist das schwarze Schaf Italiens. Das Schmuddelkind, mit dem niemand spielen will. Nur essen und Kaffee trinken.

 

Bei meinem ersten Trip nach Neapel hatte auch ich viele Vorurteile mit im Gepäck. Kaum hatte ich einen Fuß in die Stadt gesetzt, da waren sie schon alle vergessen. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, zu staunen, mich zu wundern und mich zu verlieben. Man kann Neapel nur hassen oder es lieben. Dazwischen gibt es nichts. Diese Stadt gibt sich nur mit Extremen zufrieden. 

 

Ich habe 6 gute Gründe zusammen getragen, warum Ihr unbedingt eine Reise nach Neapel planen solltet.

Vielleicht spürt Ihr ja schon beim Lesen, ob Ihr Neapel liebenswert findet oder nicht. 

6 GrÜnde Warum Ihr einen Trip Nach Neapel Planen Solltet

1. Neapel ist schrecklich schön

Neapel ist keine klassische Schönheit. Neapel ist auf eine irritierende Art und Weise attraktiv. Ihre Anziehungskraft schöpft die Stadt aus extremen Gegensätzen. Von den Hügeln der Stadt (z.B. dem Vomero) bieten sich atemberaubende Ausblicke auf den Vesuv und den Golf von Neapel. Schon um die nächste Ecke wird man von dem Anblick heruntergekommener Wohnhäuser erwartet. Während Neapel unter der Erde in U-Bahnstationen mit moderner Kunst überrascht, verfallen an der Oberfläche uralte Kirche. Hingegen ist der Duomo di San Gennaro, die Kathedrale von Neapel, so prächtig, dass es einem dem Atem verschlägt. Und keine zwei Meter weiter kommen einem die Tränen, weil die Fassaden der einstmals herrschaftlichen Stadtpaläste vor sich hin bröckeln.  

2. Neapel Ist Süss

In Sachen dolci, süßen Backwaren, gelten die Neapolitaner in ganz Italien als wahre Könner.  Klassiker wie Baba (in Zuckerwasser und/oder Rum getränktes Hefeküchlein) oder Sfogliatella (Blätterteig mit Ricottafüllung und Orangenaroma) werden in den unzähligen Konditoreien der Stadt in den tollsten Geschmacksrichtungen angeboten. Ich zumindest kann da nicht widerstehen.

Mein Tipp: Auf der Via Toledo direkt zum Eingang der noblen Einkaufspassage Galleria Umberto I werden an einem kleinen Stand mit Namens Mary, die besten sfogliatelle der Stadt verkauft. 

3. Neapel Macht Hellwach

Den besten caffè in Italien sollen die Neapolitaner zubereiten. Wenn ich in Neapel unterwegs bin, springe ich öfter als einmal in eines der zahlreichen Cafés und gönne mir einen Espresso. Dabei besteht akute Verbrennungsgefahr, wenn man nicht aufpasst. Der caffè wird in extrem heißen Tassen serviert. Dass ich in Neapel immer so aufgekratzt bin, liegt nicht ausschließlich an einer Überdosis Koffein. Es ist vielmehr diese elektrisierende Atmosphäre in den Gassen der Stadt, die nicht spurlos an mir vorübergeht.  In Neapel ist die Bevölkerungsdichte viermal so hoch wie in Rom. Statt in ihren kleinen Apartments zu sitzen, machen die Neapolitaner die Straßen zu ihrem Wohnzimmer. Dort wird diskutiert, gegessen, verhandelt, geschrien und gelacht. Besonders am Wochenende sind alle auf den Beinen und die Altstadt verwandelt sich aufregendes Durcheinander aus Menschen und völlig neuen Eindrücken. 

Il vero bar del Professore  liegt in der Nähe der Piazza del Plebiscito.
Il vero bar del Professore liegt in der Nähe der Piazza del Plebiscito.

4. Neapel Inspiriert

Neapel ist nicht Italien. Neapel ist anders. Die Neapolitaner sprechen ihre eigene Sprache, hören ihre eigenen Lieder, haben ihren eigenen Modegeschmack, leben nach ihren eigenen Regeln. Obwohl man als Aussenstehender meinen könnte, es gäbe keine Regeln in all diesem Chaos.  Kaum jemand trägt auf der Vespa einen Helm, außer im Winter als Kälteschutz. 10jährige kommen auf Elektromopeds angebraust, ihren vierjährigen Bruder auf dem Rücksitz. Die Stadt ist voller Kirchen und Corni. Rote Hörner. Klein und groß. Aus Plastik oder Holz. Als Schlüsselanhänger oder Wanddekoration. Sie sollen ihre Besitzer vor dem bösen Blick schützen. Glaube und Aberglaube liegen in dieser Stadt  so eng beieinander, dass die Grenzen verschwimmen. Sogar an die üblichen Feiertage hält man sich hier nicht. In Neapel ist das ganze Jahr über Weihnachten. Zumindest in der wunderbaren Via San Gregorio Armeno, der Straßen der Krippenbauer. Ungewöhnlich ist auch der Erfindungsreichtum der Neapolitaner, wenn es um das Übertretung von Verkehrsregeln geht.  Natürlich kann und darf man sich über diese allgegenwärtige Missachtung von Regeln empören. Man kann aber auch  anders sein und sich von der anarchischen Grundstimmung mitreissen lassen. Neapel ist der ideale Ort, um über die Strenge zu schlagen. Wen interessiert hier ob ich zu laut lache, zu viel Süßes esse oder ein Glas Wein mehr trinke als üblich? Niemand! Meiner Erfahrung nach diese kann diese Stadt - wenn man es zulässt- einen herrlich freien Kopf machen.  So entsteht ausreichend Platz für neue Ideen und genügend Speicherkapazität, um all die verrückten Eindrücke verarbeiten zu können. Wie pflegte schon Goethe zu sagen:"Neapel ist ein Paradies, jedermann lebt in einer Art von trunkner Selbstvergessenheit. Mir geht es ebenso, ich erkenne mich kaum, ich scheine ein ganz anderer Mensch." 

In den engen Gassen von Neapel weiß man gar nicht wohin man zuerst schauen soll!
In den engen Gassen von Neapel weiß man gar nicht wohin man zuerst schauen soll!

5. In Neapel Schmeckt es Gut

Im letzten Jahr hat die UNESCO Pizza zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Was in Neapel natürlich mit großem Wohlwollen aufgenommen wurde. Immerhin wurde hier am Fuße des Vesuvs die allererste Pizza Margherita kreiert.  Neben Pizza solltet Ihr auf Eurem Neapel-Trip natürlich Fisch und unbedingt Fritti kosten. Neapolitaner lieben Frittiertes. Kroketten, Brotteig, panierter Fisch und sogar Spaghetti mit Ei und Käse werden in Fett ausgebacken. Köstlich!

 

Hier meine Tipps für traditionelle Neapolitanische Pizza und leckere Fritti.

Pizza: 

L´Antica Pizzeria da Michele, Via Cesare Sersale 1, Traditionspizzeria mit langen Warteschlangen-

Wenn Euch die Schlange zu lang ist liegt nur ein paar Meter weiter auf zwei Etagen die nicht minder rustikale 

Pizzeria Trianon, Via Pietro Colletta 44/46

Fritti:

Passione di Sofi, Via Toledo 206. Hier kann man sich die Tüten voller Fritti nach den Geschmacksrichtungen Erde, Meer oder beides gemischt zusammenstellen lassen. 

 

6. Neapel quillt Über vor Sehenswürdigkeiten

Viele Urlauber nehmen Neapel nur im Vorbeifahren wahr. Die meisten von Ihnen befinden sich auf dem Weg auf den Vesuv oder nach Pompei und sind völlig ahnungslos was sie da alles verpassen. Napoli sotterranea, den Untergrund Neapels, ein riesiges System aus Grotten und Gängen. Oder den Palazzo Reale, die gerade frisch renovierte Bourbonenresidenz an der Piazza del Plebiscito. Oder das Castel dell`Ovo, eine Befestigungsanlage am Meer. Oder das Archäologische Nationalmuseum voller Fundstücke aus Pompeji. Die Liste der Sehenswürdigkeiten ist lang und abwechslungsreich. Es reicht kein Tag, um Neapel näher kennenzulernen. Am besten plant Ihr für Euren Aufenthalt am Vesuv ein paar Tage ein, denn rund um die Stadt gilt es auch noch einiges zu entdecken. 

Vorbei an schicken Hotels gelangt man entlang einer Promenade zum Castel dell` Ovo.
Vorbei an schicken Hotels gelangt man entlang einer Promenade zum Castel dell` Ovo.