Da es in Rom keine klassischen Busfahrpläne gibt, verlasse ich mich notgedrungen auf die App der römischen Verkehrsbetriebe. Die zeigt mir (manchmal) an, wie lange es noch dauert bis der nächste Bus an meiner Haltestelle eintreffen wird. Heute morgen sollten es noch exakt 14 Minuten sein, die ich mit einem angeregten Plausch mit unserem Portiere (Hausmeister) verbracht habe. Als die App verkündete, dass der Bus quasi just in diesem Moment vor mir anhalten müsste und von dem vertrauten Quietschen und Röcheln eines um die Ecke biegenden Atac-Fahrzeuges noch rein gar nichts zu hören war, ahnte ich bereits, dass ich es hier mit einem Geisterbus zu tun hatte. Ein Rom häufig vertretenen Busgattung, die sich ausschließlich im virtuellen Raum der App fortbewegt und es nie bis auf die römischen Strassen geschafft hat. Also blieb mir nichts anderes über als auf den nächsten realen Bus zu warten. Der schien sich jedoch virtuell rückwärts zu bewegen. Nach anfänglichen 15 Minuten wurden würden mir 23 und zwischendurch sogar 30 Minuten Wartezeit prognostiziert. Als wäre dies nicht schon eine ausreichend anstrengende Geduldsprobe mahnte mich an der Bushaltestelle ein Werbeplakat für Gartenmöbel: Non c`è bel tempo da perdere. Ein kleines Wortspiel mit der Tatsache, dass tempo sowohl Zeit als auch Wetter bedeutet. Somit mahnte mich der Slogan weder schöne Zeit verlieren, noch schönes Wetter zu verpassen. Zum Beispiel beim Warten auf römische Geisterbusse...??
Als der sich virtuell rückwärts bewegende Bus früher als erwartet eintraf, hatte sich der Werbeslogan zu meinem Mandra des Tages entwickelt. Und so war ich fest entschlossen das wundervolle Wetter zu nutzen und mir eine schöne Zeit im römischen Zentrum zu machen. Ich hatte mir vorgenommen etwas ganz Ungewöhnliches zu tun. Ich wollte an einen Ort, den ich aufgrund seiner hohen Touristendichte eigentlich eher meide. Zumindest um dort einen überteuerten und zweitklassigen Cappuccino zu trinken. Heute aber führte mich mein Weg schnurstracks zu einem der Lokale auf der Piazza Navona, dem Ai tre Tartufi. Mein Cappuccino kostete 5,60 Euro zzgl. 1,20 EUR Service, aber immerhin gab es ein Glas Wasser dazu und das Vergnügen, das Treiben rund um Bernini´s Vierströmebrunnen von einem Logenplatz aus zu beobachten. Außerdem habe ich gelernt, dass man um 11 Uhr bereits Pizza auf der Piazza Navona bestellen kann und dass es beim Ai Tre Tartufi - zumindest laut beständiger Aussage der Fliege tragenden Ober - das aller aller beste Eis in ganz Rom gibt. Mein Fazit des Tages: Auch an den Touristen-Hot-Spots kann man irgendwie auch schöne Zeit verbringen. Wobei ich morgen meinen Cappuccino wieder in meiner Lieblings-Bar (Bar Giulia, Via Giulia 84, auf dem Weg vom Petersdom zum Campo de Fiori)dichtgedrängt, im Stehen, am Tresen unter Römern trinken werde. Ein Erlebnis, dass man auch als Rom-Besucher nicht verpassen sollte.