Neues aus Rom!

"Geschlossen wegen Ferien". Diese Nachricht ist handschriftlich an vielen der Geschäfte in meinem Viertel hinterlassen worden. Der Verkehr ist überschaubar, die Ruhe wird nur von Zikaden gestört und überall gibt es freie Parkplätze. Es wird noch bis Mitte September dauern bis Rom vollends aus dem sommerlichen Dornröschenschlaf erwacht. Medial geht es jedoch jetzt schon wieder heiß her. Zum einen beschäftigt die italienische Presse sich eingehend mit dem spektakulären Begräbnis einer bekannten römischen Mafiagröße. In einer goldenen Kutsche gezogen von 6 schwarzen Pferden zu den Klängen der Filmmusik "Der Pate" wurde der Verstorbene mitten in Rom in einer filmreifen Zeremonie zu Grabe getragen. Die Krone der Provokation setzte dem Ganzen ein nicht genehmigter Flug eines Hubschrauber auf, aus dem es rote Rosenblätter regnete. Wer trägt die Schuld daran, dass sich ein Mafia-Clan so ungeniert in aller Öffentlichkeit inszenieren konnte? Seit der Aufdeckung im Jahr 2014  der "Mafia Capitale" weiss man um die ungeheuren Verstrickungen zwischen Politikern, Unternehmern und Mafia in Rom. Reichlich Schmiergelder sind geflossen für die Vergabe von kommunalen Aufträgen in den Bereichen Müllentsorgung, Betreibung von Flüchtlingsheimen etc. Jahrelang. Allerdings heimlich. Die öffentliche Machtdemonstration bei der Beerdigung war eher neu. Und dann ist da natürlich noch das Thema "Heiliges Jahr". 

 

Es beginnt am 8. Dezember 2015 mit der Öffnung der goldenen Pforte im Petersdom. Erwartet werden Millionen zusätzlicher Besucher. Die Sorge, dass die sowieso ächzende römische Infrastruktur unter dem Ansturm der Pilger (30 Millionen werden erwartet!!) vollends zusammen brechen wird, scheint bei leeren Stadtkassen nicht ganz unberechtigt. Ab September werden auf den letzten Drücker noch Kopfsteinpflaster asphaltiert und Löcher in der Straße notdürftig gestopft, so dass der nächste Regenschutt alles wieder frei spült. Am Ende wird es irgendwie klappen. Glauben einige. Weil immer am Ende irgendwie alles klappt. Zudem hat Ministerpräsident Renzi dem glücklosen römischen Bürgermeister einen Sonderkommissar zur "Seite gestellt". Manche sprechen von "Entmachtung" andere von "Unterstützung". Viele andere halten es für einen geschmeidigen Ausweg um die Zwangsverwaltung Roms aufgrund von Verstrickungen in mafiöse Strukturen zu umgehen. Ganz abgesehen davon, dass die Stadt de facto zahlungsunfähig ist und nur noch durch staatliche Hilfsprogramme ernährt wird. Der italienische Ministerpräsident und der römische Bürgermeister besitzen im Übrigen das gleiche Parteibuch. Es wird auf jeden Fall spannend und voll im nächsten Jahr in Rom. Wer ein wenig für sich und unter Römern sein möchte sollte raus aus dem Zentrum und rein in die Außenbezirke. Besonders Liebhaber der Street-Art kommen in der römischen Peripherie immer mehr auf Ihre Kosten. Zur Orientierung und Anregung kann ich die App "Street-Art Roma" empfehlen. Der Standort der Kunstwerke unter freiem Himmel und Informationen zum Künstler sind hier einsehbar. Die unten zu sehenden Wandgemälde des Projektes "BigCityLife" sind im Viertel Tor Marancia zu bewundern.