Wie oft laufe ich in Rom an unscheinbaren Kirchenfassaden vorbei und frage mich welche kuriose Geschichte oder unvermuteter Kunstschatz sich dahinter wohl verbirgt. Meist verhallt die Frage auf dem Weg zum nächsten Termin und geht unter im Überfluss an sakralen Bauten in der Ewigen Stadt. Heute jedoch habe ich mir Zeit für die Kirche S. Lorenzo in Lucina genommen. Sie liegt an gleichnamigen Platz direkt gegenüber von einem Louis Vuitton Store. Die Taschen in der luxuriösen Auslage kann sich nicht Jedermann leisten. Ein jeder sollte sich jedoch einen ruhigen Moment für S. Lorenzo in Lucina gönnen. Einst befand sie die Kirche sich im Besitz von Mönchen, die - offenbar recht geschäftstüchtig - an beiden Seiten des Längsschiffes Kappellen an diejenigen verkauften, die sich solch einen Luxus leisten konnten. Die Familie des portugiesischen Arztes Gabriele Fonseca gehörte zu diesem erlesenen Kreise und vergab den Auftrag zur Gestaltung ihrer Familienkapelle niemandem weniger Bedeutenden als Gian Lorenzo Bernini. Die Hände des Meisters selbst erschufen die ausdrucksstarke Skulptur des Gabriele Fonseca. Die übrigen Familienmitglieder wurden von Schülern Berninis geformt.
Auch dem Gemälde am Hochaltar sollte man einen genaueren Blick widmen. Es stammt von Guido Reni und die dargestellte Kreuzigungsszene ist so ganz anders als andere. Sie kommt so ganz ohne Blut und Schmerz aus. Kurios ist die Geschichte, die unter der Kirche schlummert. Unter einem Teil des Gebäudes befinden sich die Reste der "Horologium Augusti" einer überdimensional großen Sonnenuhr, die der Kaiser einst auf dem Marsfeld anlässlich der Feldzüge in Gallien und Spanien errichten ließ. Der Schattenzeiger, ein Obelisk, der nach zweijähriger Reise aus Ägypten in Rom eintraf, ist heute noch vor dem Palazzo Montecitorio zu bewundern. Der liegt nicht unweit entfernt. Wer weiss, über welch römisches Kleinod Sie dem Weg dorthin stolpern...