Viele Besucher der Ewigen Stadt interessieren sich besonders für die Hinterlassenschaften der "Alten Römer". So sind 2014 die Besucherzahlen des Kolosseum und des Forum Romanum nochmals um 12%
gestiegen. Wer einmal Lust verspürt gegen den Touristen-Mainstream zu schwimmen, empfehle ich einen kleinen Abstecher nach Ostiense. Der Stadtteil liegt im Süden der Stadt. Entstanden
ist er Anfang des letzten Jahrhunderts als Industriegebiet. Heute dienen viele der alten industriellen Gebäude nicht mehr ihren eigentlichen Zwecken. In der "Centrale Montemartini" wird kein Strom mehr erzeugt, sondern alte römische Kunst ausgestellt.
Die "Ex-Mercati-Generali" dienen schon seit einigen Jahren als Projektionsfläche diverser
Investorenträume. Zur Zeit soll auf dem riesigen Gelände eine "Stadt der Jugend" mit Studentenwohnheim, Kinos und Sportstätten entstehen. Bauende ungefähr 2018. Und das "Gazometro" wird jeden Sommer als Kulisse für verschiedene Abendevents genutzt. Im Grunde ist Ostiense eine
römische Miniaturausgabe des Ruhrgebiets und steckt noch mitten in seinem Strukturwandel. Der bietet Platz für Neues und Junges. Ostiense wird auch gerne als "Szenenviertel"
bezeichnet.
Für eine kleinen Spaziergang bin ich heute mit der Buslinie 23 bis zur Haltestelle Via Ostiense-Garbatella gefahren. Wer sich ersteinmal behutsam an die "Neuen Römer" herantasten möchte empfehle ich zuerst einen Besuch des Museums der "Centrale Montemartini", in dem das alte und neue Rom eine sehenswerte Kombination bildet.
Als in den Kapitolischen Museen vor einigen Jahren wegen Umbauten Platzmangel herrschte wurden einige Skulpturen in das ehemalige stillgelegte und zwischenzeitlich halb verfallene dann revonierte Kraftwerk auf der Via Ostiense ausgelagert. Nun standen die in hellen Stein gemeißelten Köpfe, Torsen und Körper von römischen Kriegsherrn, Dichtern, Denkern und Göttern vor schwarzen Dampfmaschinen und den Besuchern gefiel der Kontrast so gut, dass aus dem Provisorium eine Dauereinrichtung wurde. Wer ins Kraftwerk möchte wendet sich nach dem Busausstieg nach links, alle anderen nach rechts, weiter geradeaus entlang der vielbefahrenen "Via Ostiense". Rechter Hand erstrecken sich die Ex-Mercati-Generali, eine Dauerbaustelle, links geht man vorbei an "Italgas" und den runden hohen Gasometern. Der Charme dieser Gegend ist auf den ersten Blick doch eher herb. Wenn Sie nach ein paar Minuten Fussmarsch in die "Via del Gazometro" einbiegen, sollten Sie je nach Tageszeit einen Stop im "Doppiozero 2" auf einen Cafè und etwas Süßes einlegen. Danach ist man gestärkt für ein bißchen Kunst, genauer gesagt römischer Street-Art. Ein kleiner Abstecher führt in die "Via dei Magazini Generali" zu zwei gegenüberliegenden Galerien von Graffiti-Künstlern.
Wieder zurück auf der "Via del Gazometro" trifft man nach ein paar Metern auf die "Via del Porto Fluviale", an deren Kreuzung einen jenes Kunstwerk erwartet.
Nun geht es weiter in die "Via delle Conce" unter der Bahnunterführung hindurch. Dann rechts in "Via di Giovanni dei Empoli", um wieder auf die "Via Ostiense" zu stossen. Bitte gehen Sie auf die andere Straßenseite und dann nach rechts wieder unter der Bahnunterführung hindurch. Hier erwartet Sie noch einige Kunst an der Wand. Anschließend biegen Sie links in die "Via Pellegrini Matteuci" mit dem Ziel "Piazzale 12. Oktobre 1492". Dort treffen Sie auf einen unübersehbar großen Glasbau, auf dem der Schriftzug "Eately" prangt. Das "Eately" ist ein Paradies für Gerne-Esser im Shopping-Mall-Format. Eine Foodcort-Supermarkt-Kombination auf drei Etagen, auf denen sich allerlei italienische Spezialitäten erwerben lassen. Hier finden Sie bestimmt ein Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Ich empfehle dringend, dass Eately nicht ohne Hunger zu betreten. Den Angeboten an den verschiedenen Schlemmer-Stationen kann man ganz schlecht widerstehen.
Meine "Beute" aus dem "Eately" bestand heute aus einer zierlichen 2 Liter Flasche "Vino sfuso". Dieser Tischwein wird aus Fässern abgefüllt. Oft auf Märkten in Plastikflaschen. Im "Eately" war es eine Glasflasche, in der ich meinen leichten Weissen aus dem Piemont nach Hause gebracht habe und ihm einer Portion selbstfrittierter Tintenfischchen vorgestellt habe. Auch in diesem kulinarischen Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Entdecken der "Neuen Römer". An dieser Stelle bald mehr davon.