Was das Trio in der Headline verbindet, ist nichts anderes als ihre räumliche Nähe zueinander. Und die Tatsache, dass ich allen Dreien auf die ein oder andere Weise an diesem herrlichen frühlingshaften Novembertag über den Weg gelaufen bin. Heute Vormittag zog es mich bei strahlendem Sonnenschein zum "Ponte Milvio", zur Milvischen Brücke. Ein Tiberübergang mit einer langen und ereignisreichen Geschichte. Als nördliche Eingangspforte betrat einst manch illustrer Gast die Ewige Stadt. So wie die Karl der Große oder Goethe. In jüngerer Zeit erlangte das Bauwerk eine kleine mediale Berühmtheit aufgrund der unzähligen angebrachten "Liebesschlösser". Im Jahr 2006 brach sogar eine der Brückenlaternen unter der Last der metallenen Liebesschwüre zusammen. Heute künden nur noch wenige Schlösser von der Hoffnung auf ewige Liebe, wobei 2012 alle angebrachten Schlösser entfernt wurden, um in einem Museum ausgestellt zu werden. Jeden 1. und 2. Sonntag im Monat findet um den Ponte Milvio herum ein Antikmarkt statt. Soviel zur Brücke, über die wir einmal hin und zurück gewandelt sind, um im Anschluss unser eigentliches Ziel aufzusuchen. Den König des Tiramisu. POMPI,Via Cassia 8C von dem es eine Filiale in der Nähe des Ponte Milvio gibt. An dieser Stelle sollte ich kurz erklären, dass es sich bei POMPI um die Nachspeisen-Institution in Rom handelt. Die diversen Tiramisu-Kreationen sind über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Zu Recht wie ich finde. Der klassische Tiramisu schmeckt - es fällt mir ein wenig schwer dieses Attribut in dem kalorienreichen Zusammenhang zu erwähnen - leicht und fein. Der Gaumen wird von keiner Kaffee- oder Alkoholnote erschlagen. Die Erdbeervariante kann ich auch mit gutem Gewissen empfehlen. An dieser Stelle möchte ich noch einmal explizit erwähnen, dass wir die Süßspeise am 09. November in der Sonne sitzend zu uns genommen haben. Ohne Jacke, denn dafür war es einfach zu warm...
Die Gegend rund um die Ponte Milvio ist für ein bewegtes Nachtleben bekannt. Tagsüber ist jedoch auch schon bereits einiges los. Obwohl ein kleiner Markt und unzählige Geschäfte viele Menschen angezogen hatten, spielte sich der ganze Trubel in einer herrlich entspannten Atmosphäre ab. Vor dem "Gianforniao", Largo Maresciallo Diaz 16, saßen schon die ersten bei einem Glas Sprizz. Das "Gianforniao" ist eine Bäckerei/Konditorei mit angeschlossener Gastronomie. In Rom immer eine sichere Bank für ein gutes Aperitivo-Buffet, das hier von 18-20.30 Uhr gereicht wird. Vorbeischauen bzw. Schlange stehen sollte man dann unbedingt auch bei "Fritti de Sora Milvia", Via Cassia 4, einer kleinen einladenen "Imbissbude", in der es allerlei Frittiertes zu erwerben gibt.
Für mich ging es heute weiter in Richtung Foro Italico, einer räumlichen Anhäufung verschiedener Sportstätten. Im Original hieß der Komplex einmal Foro Mussolini. Da ahnt man schon von welcher Entstehungszeit wir hier sprechen und den architektonischen Grössenwahn, der einen erwartet. Die Anlagen, darunter zum Beispiel das Olympiastadion in dem AS Rom und Lazio spielen, und ein Schwimmstadion, in dem 2009 die Schwimmweltmeisterschaften stattfanden, liegen unterhalb des Monte Mario direkt am Tiber. Die Sportstätten wurden in den Jahren nach dem Krieg natürlich renvoviert und umgebaut. Einiges wurde hier jedoch so gelassen wie es die Faschisten hinterlassen haben.
So wie das "Stadio dei Marmi", ein Sportstadion, dessen Oval von 60 (oder 58 - in jedem Fall ausreichend vielen) heroischen Marmorstatuen, Typ Herkules mit gestählten Körpern umrahmt wird. Wenn man weiß, dass diese Sportstätte Bestandteil eines faschistischen Großbauprojekts zur Ausrichtung der nie stattgefundenen Olympischen Spiele 1940 war, dann stellen sich einem kurz die Nackenhaare in die Höhe. Wenn man dann den ganzen Kindern zuschaut, die im Hier und Heute auf der Laufbahn Fahrradfahren lernen, legt sich das Nackenhaar. "In Rom stehen so viele überdimensionierte Nackedeis in der Gegend rum. Kommt es da auf 60 (oder 58) weitere an?" Der etwas lässigere römische Blick auf die Stadtgeschichte kam mir jedoch völlig abhanden, als ich vor dem "Stadio dei Marmi" auf den Stein des Anstosses stiess: dem Mussolini-Obelisken. Der steht seit seit 1932 an der gleichen exponierten Stelle. Nicht unverändert, nein. Denn vor einigen Jahren wurde er restauriert, der schicke Marmor aus Carrara aufpoliert. Die deutliche Inschrift ist über die Jahre jedoch geblieben: "Mussolini Dux". Eigentlich gibt es ein italienisches Gesetz nachdem alle Mussolini Inschriften entfernt werden mussten. Beim Stein meines Anstosses hat man jedoch beharrlich über diverse Jahrzehnte vergessen es anzuwenden. In der Vergangenheit hat es wohl Versuche gegeben den Obelisken umzustossen und er musste bewacht werden. So richtig aufregen können sich die Römer heute wohl nicht mehr über den Obelisken. "Mussolini hat die Via Fori Imperiali und die Via Conciliazione bauen lassen. Die will ja heute auch keiner mehr umleiten..."
Es stimmt. Die Vision eines Neuen Roms und die faschistischen Großbauprojekte in den 20er und 30er Jahren haben das Bild der Stadt in architektonischer Hinsicht langfristig verändert. Aber muss denn diese wirklich diese Inschrift sein? Meine Nackenhaaren zumindest haben eine Weile gebraucht, um sich zu beruhigen. Trotz der warmen Sonnenstrahlen in meinem Rücken. An einem Novembertag....