Ich liebe den römischen Oktober. Für mich der perfekte "Sommermonat". Es ist noch herrlich warm, jedoch nicht mehr stickig heiss. Die Sonne scheint milde vom azurblauen Himmel und brennt nicht mehr so erbarmungslos wie im August. Einzig und allein die leicht gelben Blätter der Bäume am Tiber künden vom kommenden Herbst. Es könnte so märchenhaft schön sein...würden nicht Horden von Touristen in die Stadt einfallen.
Zu keiner Jahreszeit ist Rom ein exklusives Erlebnis. Die Ewige Stadt wollen zurecht viele Menschen sehen. Nur gerade jetzt treten sie in extrem geballter Form auf. Überall trifft man auf Reisegruppen. Die Teilnehmer wirken meist ein wenig ferngesteuert, mit ihren abwesend konzentrierten Blicken und den Funkgeräten um den Hals. Sie lauschen der Stimme der Fremdenführerin. Über kleine Knöpfe im Ohr erreichen sie Jahreszahlen und kleine Anekdoten. Früher hat man wenigstens noch geahnt, dass die ständig brüllende Reiseführerin einen Witz gemacht hat, wenn 30 Menschen gleichzeit in Gelächter ausgebrochen sind. Heute zuckt man angstvoll zusammen wenn ein solcher Bulk ohne Vorwahnung 100 Dezibel erzeugt. Auch wenn diese Gruppen leicht weggetreten und friedfertig wirken, sollte man sie nicht unterschätzen. Sie alle sind mit dem Bewusstsein unterwegs, dass ihnen nur wenig Zeit bleibt eine Sehenswürdigkeit zu bewundern. Dementsprechend zielstrebig ist ihr Verhalten. Da muss man schon mal aufpassen, dass man nicht von einem der sieben Hügel gestossen wird.
So fast geschehen am Sonntag, den wir mit einem Spaziergang über den Aventin verbracht haben. Ich steige gerne auf den Hügel in der Nähe des Circus Maximus, um dem Trubel rund ums Kolosseum zu entfliehen und geniesse den wundervollen Ausblick vom Orangengarten in herrlicher Stille. Dann schlendere ich hinüber zum Buco di Roma, um einen Blick durch das berühmte Schlüsselloch auf die Kuppel des Petersdoms zu werfen. Ohne Schlange stehen zu müssen. Heute jedoch waren alle herrlichen Aussichten vom Aventin blockiert.
links: Orangengarten am Vormittag im Oktober
rechts: Organgengarten im Frühjahr
links: Platz vor dem Buco di Roma im Oktober
rechts: Platz vor dem Buco di Roma im Frühjahr
Manche Menschen sind ja bekanntlich Herdentiere. Die fühlen sich vermutlich im Oktober so richtig wohl in der "Ewigen". Individualisten, die unbedingt den römischen Oktober erleben möchten, kann ich nur empfehlen es wie die meisten Römer zu halten. Verlassen sie sonntags die Stadt. Die Zugverbindung nach Frascati von Termini aus ist recht gut. Geniessen sie die herbstlich frische Luft und den Blick auf Rom. Es gibt einige urige Osterien, in denen man einen herrliches Mittagessen zu sich nehmen kann. Zum Nachmittag hin, wenn die Busse die Stadt wieder verlassen, gehts dann wieder zurück in die etwas leerere Stadt.
Wir haben uns die blockierten Aussichten auf dem Aventin einfach versüßt, in dem wir runter nach Testaccio gegangen sind. Direkt auf der Via Mamorata befindet sich die "Pasticceria Barberini". Die kleinen süßen Sünden, die es dort zu erwerben gibt sind hervorragend. Der Cafè ist es übrigens auch.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen wunderschönen römischen Oktober. Passen Sie auf sich auf! Lassen Sie sich nicht vom Aventin stossen!