Natürlich fliegen mir in der römischen Innenstadt des öfteren deutsche Satzfetzen um die Ohren. Gestern Vormittag z.B. stand eine Gruppe deutscher Herrschaften mit einer offensichtlichen Vorliebe für das Label mit dem Poloreiter als Logo, vor dem Castel Sant´Angelo und rezitierte aus diversen Reiseführern. Im alltäglichen Leben, etwas fernab von Kolosseum und Trevibrunnen, bin ich jedoch meist mit der italienischen Sprache konfrontiert. Zu meiner großen Verwunderung traf ich heute an ganz ungewöhnlichen Stellen auf perferktes Deutsch. Da der Nachwuchs dringend neue Fussballschuhe benötigt ging es in das nächstgelegene Einkaufscenter, Porta di Roma. Insgesamt finde ich dieses Center recht uninspirierend, daher taucht es auch nicht in der Rubrik "to shop" auf. Hier befindet sich jedoch das Mekka des Sportzubehörs: DECATHLON. Hier gibt es wirklich alles was das Sportlerherz begehrt. Nach Sportarten sortiert: Fechten, Tauchen, Tennis, Kunstturnen, Judo, Karate, Reiten usw. usw. usw. Aber dass es hier meine Muttersprache im Angebot gibt, damit hätte ich nie gerechnet. Die Fussballschuhberatung der Decathlonmitarbeiterin wechselte mitten im Gespräch von Italienisch auf akzentfreies Deutsch.
Warum sie dazu in der Lage war, haben wir erst garnicht hinterfragt. Wir kennen es ja aus der eigenen Familie: in Deutschland aufgewachsen und dann nach Bella Italia zurückgekehrt.
Keine Stunde später betreten wir dann unseren Stamm-Supermarkt. Hier fallen wir mit unserer auf Deutsch geführten familieninternen Kommunikation sonst immer etwas auf. Manchmal auch negativ. So hat sich einmal ein älteres Ehepaar lauthals darüber beschwert, dass die Deutschen nun auch schon hier in "ihrem" Supermarkt angekommen wären. Was wir denn überhaupt hier wollten, in Deutschland wäre doch alles soooo toll! Damals war ich noch ganz neu in Rom und traute meinen deutschen Ohren nicht. Ich hatte da wohl was falsch verstanden! Das mitfühlende Lächeln der Servicekraft aus Bangladesch bestätigte mir jedoch das Gegenteil.
Heute, einige Zeit nach diesem Vorfall stand ich just an der gleichen Kasse und wurde auf Deutsch angesprochen. Von zwei deutschen Kindern, die seit einem Jahr in Rom leben und es ungewöhnlich fanden, dass sie in "ihrem" Supermarkt nicht die einzigen sind die Deutsch sprechen.
Grundsätzlich kommt man in Rom auch ohne Italienischkenntnisse gut über die Runden. In den touristischen Zonen wird oft Englisch gesprochen. Nicht immer akzentfrei und leicht zu verstehen, aber im Notfall besser als nichts. Ansonsten sind da ja immer noch die altbewährten Hände und Füsse, um sich verständlich zu machen. Ausserdem sind diese sowieso integraler Bestandteil jeder auf italienisch geführten Unterhaltung...