Fleischeslust und Tiberrauschen
Hin und wieder genehmigen wir uns einen Nachwuchsfreien Abend in Rom. Um die kostbare Zeit bloß nicht zu verschwenden, setzen wir auf die sichere Bank, besucht erprobte Locations, die einen angenehmen Abendverlauf garantieren. Gestern jedoch haben wir uns wagemutig auf Neuland begeben. Wir sind in die Osteria "Le Mani in Pasta", Via dei Genovesi 37, in Trastevere zum Essen gefahren. Vorab: die Osteria erfüllt nicht die typisch kulinarischen Touristenträume: es gibt keine Sitzplätze unter freiem Sternenhimmel, keine rot-weiss karierten Tischdecken, keine Pizza und es hängt kein getrocknetes Gemüse an der Wand. Der recht übersichtlich große Gastraum, von dem man durch eine Glasscheibe einen Blick in die Küche werfen kann, war bereits bis auf den letzten Platz besetzt, als wir - natürlich ohne Reservierung -erschienen. "Zur Strafe" wurden wir dann ein Stockwerk tiefer in den Rauchersaal geführt. (In dem während unseres Aufenthalts nicht geraucht wurde.) Vom freundlichen Service gab es ersteinmal einen Prosecco und die Karte, die mit einem übersichtlichen aber ansprechenden Angebot punktete. Wer Meeresgetier mag kommt hier auf seine Kosten. Austern, Doraden im Salzmantel und Langustinen fanden an uns vorbei Platz auf den Tischen der übrigen Gäste(ausschließlich Italiener).
Unsere Wahl fiel spontan sehr Fleischlastig aus. Vorab der Vorspeisenteller des Hauses, gespickt mit einer typischen und schon oft verspeisten aber qualitativ hochwertigen Wurst- und Schinkenauswahl mit Büffelmozzarella. Dann ein Bistecca mit gedünstetem Radicchio. Ich bin tatsächlich nicht der Steak-Typ, aber hier in der Osteria "Le Mani in pasta" packte mich die pure Fleischeslust. Nach der Tagliata, die ich in Florenz probieren durfte, war dieses Stück Rind das Zweitbeste meines Lebens. Mittlerweile hatte sich auch der Raucherkeller bis auf den letzten Platz gefüllt. Doch keine Rauschschwaden flogen durch den Raum. Stattdessen Gesprächsfetzen von allen Tischen. Laut und lustig ging es zu. In der lockeren Wirtshausatmosphäre schmeckte der gut gekühlte Frascati um so besser. Das nächste Mal - und das wird es ganz bestimmt geben - werden wir rechtzeitig einen Tisch reservieren. Und ich werde diesen optisch verdammt ansprechenden Kartoffel/Tintenfischsalat essen, der ständig an mir vorbeigetragen wurde. Genauso häufig wie Austern, von denen ich grundsätzlich die Finger lasse. Wer die glibberigen Dinger mag, sollte sie hier versuchen. Zumindest alle offensichtlichen Stammgäste haben davon genommen. Einen ruhigeren Ausklang fand der Abend dann auf der Tiberinsel. Das dortige Thermometer zeigte nach 22 Uhr noch 25 Grad. Die ideale Temperatur, um bei einem Glas Wein und Tiberrauschen, die einfache Tatsache zu genießen in Rom leben zu dürfen.