Heute Vormittag zog es mich in den XX. Bezirk Roms, nach Testaccio. Ich mag den "Shabby Chic" der Gegend. Hier geht es lässiger zu als in anderen Stadteilen. Die Schuhabsätze der Damen sind niedriger. Jeans und T-shirt sieht man hier öfter als Kleidchen. Seinen Namen verdankt das Viertel, das an den Tiber grenzt, dem Monte Testaccio, einem Hügel aus antiken Scherben. Quasi die älteste "Mülldeponie" Roms. In der römischen Antike befand sich auf dem Gebiet von Testaccio der Handelshafen. Transportiert wurden die Waren z.B. Öl in Amphoren. Gingen diese beim Transport zu Bruch wurden die Scherben auf einen Haufen geworfen. Mit den Jahren wurde der Haufen zum Hügel, derHügek zu einem kleinen Berg, zum Monte Testaccio.
Ende des 19. Jahrhunderts enstand ein großer Schlachthof in Testaccio. Der "Mattatoio" erstreckte sich auf 100.000 qm und prägte fast 100 Jahre das Gesicht des Arbeiterviertels. In den 70er Jahren zog der Schlachthof vor die Tore Roms. Dann irgendwann entdeckten die Künstler und Trendsetter das Viertel für sich. In dem heutigen Testaccio geht es viel lässiger zu als in anderen Stadteilen Rom. Hier sind die Schuhabsätze niedriger und viele Bewohner sind genauso ungeschminkt wie Testaccio selbst. Es ist für seine tradionelle und gute römische Küche, das in den reichlich vorhandenen Restaurants geboten wir, bekannt. Und für sein Nachtleben. Ich spaziere wie heute am liebsten vormittags durch das Viertel. Mein erster Weg führte zum Nuovo Mercato Testaccio, der in der Via Calvani liegt. Der Markt ist sehr offen und ansprechend gestaltet, die Stände ähneln eher kleinen Geschäften.
In direkter Nähe liegt ein Außenposten des MACRO (Museo d´Arte Contemporanea). Das Museum ist auf einem Teil des ehemaligen Schlachthof untergebracht worden. Dann ging es weiter durch die Strassen, die hinter der Via Mamorata liegen. Vorbei an einer beeindruckend grossen und verfallenen Grundschule in Richtung Piazza Testaccio. Vorbei an Metzgereien, Obstläden, hinreissenden Bäckereien und kleinen Boutiquen zur S. Maria Liberatrice, Via Lorenzo Ghiberti. Die für römische Verhältnisse sehr junge Kirche wurde Anfang des 20. Jahrhunderts fertiggestellt. Ihren modernen Eindruck verdankt sie jedoch besonders Arbeiten aus den 60er Jahren. Wie z.B. die wundervollen Kirchenfenster.
Ein Spaziergang durch Testaccio lässt sich bestens mit dem Besuch einiger Sehenswürdigkeiten verbinden. Der Campo Cestio, der bitter-süße Ort, an dem Nichtitalienische Nichtkatholiken seit dem 18. Jdh. ihre letzte Ruhestätte finden, und die Cestio Pyramide liegen in direkter Nähe. Von hier aus lässt sich der Aventin erklimmen. Man landet über die Via di Porta Lavernale auf der Piazza Anselmo, wo sich das Buco di Roma befindet. Durch das Schlüsseloch des blassgrünen Tors hat man einen phantastischen Blick auf die Kuppel des Petersdoms.