Schon bei der Planung des diesjährigen Italienurlaubs (der bereits im Juli stattgefunden hat) haben wir uns bewusst für ein hartes Kontrastprogramm entschieden. Die erste Woche wollten wir aus nostalgischen Gründen an der Adria in San Benedetto del Tronto in einem Kloster verbringen. Danach sollte es weit in den Süden über einen Zwischenstopp in Matera. Bekannt für seine Sassi, Häuser und Kirchen in Fels geschlagen, die heute unter Unesco-Schutz stehen. Weiter dann auf die andere Seite des Stiefels nach Capo Vaticano in Kalabrien. In eine schicke Hotelanlage mit Blick auf den Stromboli. Am Besten beginne ich von vorne: Mit San Benedetto del Tronto.
Ganz ehrlich: Meine Erwartungen bezüglich der Küstenstadt in den Marken waren nicht die Größten und schon gar nicht die Besten. Mit dem Wort Adria assoziiere ich aus unerfindlichen Gründen ungesund gebräunte kugelige deutsche Männer in roten Badehosen mit Goldkettchen um den Hals, die an einem Strand mit Ölsardinencharme den ganzen Tag im Meer stehen und abends ein Schnitzel mit Pommes bei ihrem Lieblingsitaliener verzehren. Nun hatte mein Mann als junger Mensch in einem Kloster in San Benedetto einige Sommer mit seiner Familie verbracht. Seine Erzählungen ergänzten meine Adria-Phantasien somit um ein vergilbtes Bild mit dem muffigen 80er Jahre Charme eines in die Jahre gekommenen Hafenstädchens. Wie sich herausstellte lag ich mit meiner Vorstellung aber so was von daneben!
San Benedetto del Tronto ist ein adretter Urlaubs-Alleskönner, der nur 230 km von Rom entfernt liegt. Die berühmte 5 km lange Strandpromenade, auf der sich eine Palme und ein blühender Orleander an den anderen reihen haben wir nicht sofort kennengelernt. Sich seiner Jugenderinnerungen ganz sicher, bog mein Mann bei unserer ersten Erkundungstour einmal falsch ab und wir landeten an einem ruhigen netten Strand mit überschaubar großen Strandbädern, genannt Stabilimenti. Bald stellte sich heraus dass wir in einem Nachbarort, in Grottamare gelandet waren. Manchmal lohnt sich ein kleiner Irrweg. Denn die Strandtage verbrachten wir ab sofort im beschaulichen Grottamare und kamen uns dabei so garnicht wie Ölsardinen vor. Was auch daran liegt, dass Italiener mit Vorliebe kollektiv im August in den Urlaub fahren und der Juli als Vorsaison gilt. Zudem lagen die Temperaturen manchmal bei angenehmen 26 Grad. Uns als geübte Nordseeurlauber steht da schon der Schweiss auf der Stirn. Manch frösteliger Italiener hingegen flüchtet bei diesen arktischen Temperaturen an den heimischen Kamin. So hatten wir zum Abend hin den Strand fast immer exklusiv für uns.
Richtig voll wurde es in San Benedetto del Tronto erst am Abend. Frühestens ab 22 Uhr. Dann pilgert man aufgehübscht durch die Einkaufstrassen und über die Palmenpromenade. Hier reihen sich schicke Restaurants und einige mondäne Clubs aneinander. Hin und wieder cruiste ein Masarati oder Ferrari vorbei. Nur ein kleiner exklusiver Vorgeschmack auf das was hier im August vermutlich stattfindet. Für Nichtneureiche ohne übertriebenes Geltungsbedürfnis gilt es dann z.B. im Park rund um den Leuchtturm eine Bella Figura zu machen. Eine Art Vergnügungspark für Jung und Alt, in dem ständig wechselnde Events stattfinden. An unseren ersten Abenden fand hier zum Beispiel ein wunderbarer Antik-Markt statt. Später in der Woche wurde ein Abend-Markt in einer Einkaufsstrasse mit schicken Boutiquen veranstaltet. Oder die Strasse verwandelte sich in einen Spieleparcour für Kinder.
Wer die Abwechslung liebt und ein wenig Kultur sucht findet eine Reihe interessanter Ausflugsziele entlang der Adriaküste. Wir haben dem mittelalterlichen Städtchen Ascoli Piceno einen lohnenswerten Besuch abgestattet. Es liegt nur 30 km von der Küste entfernt im hügeligen Grün der Marken.
Bekannt ist die Stadt für Ihren Markt, auf dem hochwertige Lederwaren wie Schuhe und Handtaschen angeboten werden. In der Region lassen bekannte Labels z.B. Tod`s ihre Ware herstellen.
Über unsere Unterkunft, einem Kloster mitten in San Benedetto werde ich noch berichten. Zum Ausklang der Ferien steht noch ein verlängertes Wochenende am Meer an. Als Nächstes steht ersteinmal ein Bericht über Matera in Basilikata an. Ein italienisches MUST-SEE!