Jedes Mal wenn die Möwen über mir und dem Petersplatz kreisen, nehme ich mir immer wieder aufs Neue vor: nächstes Wochenende fahren wir an die Küste. Immerhin liegt das Mittelmeer nur eine halbe Autostunde von uns entfernt. Trotzdem haben wir es in letzter Zeit nicht geschafft ans Meer zu kommen. Vermutlich weil wir bis dato im römischen Zentrum mehr als genug Wasser von oben bekommen haben. Heute war es dann nun endlich so weit. In aller Frühe haben wir uns auf den Weg nach Lido di Ostia, dem Stadtstrand der Römer, gemacht.
Die Straße entlang des Strandes, auf der man sonst nicht nur cruisen sondern auch parken kann, war heute für den Autoverkehr zum Teil gesperrt. Platz zum Flanieren gab es für uns also genug. Nur leider mangelt es ein wenig an Meerblick. Der Strand ist mit Stabilimenti zugebaut. Übersetzt: Strandverleiher mit angeschlossenen Gastronomiebetrieb. Für geübte Italienurlauber ist das wahrscheinlich kein ungewohnter Anblick. Für mich, die ich alle Urlaube zusammengerechnet wohl insgesamt 3 Jahre meines Lebens an der freien, rauen, belgischen Nordseeküste verbracht habe, schon. Es gibt aber einen Aussichtssteg der ins Meer führt und der einem Einblicke auf den Strand gewährt, auf die man aus ästhetischen Gründen durchaus verzichten könnte. Kurz gesagt: einige Stabilimenti sehen aus wie Bruchbuden und einige Menschen scheinen den Strand mit einer Müllhalde zu verwechseln.
Da kann es nur heißen: einmal kurz die Augen zu und sich dann auf die schönen Aspekte konzentrieren, wie z.B. die glitzernde Meeres-Postkartenkulisse vor mir. Immerhin hat Ostia auch seine adretten Seiten. Manche Stabilimenti sind wie aus dem Ei gepellt, mit Golfrasengrünfläche und gefühlten 3000 "Betreten verboten"- Schildern. Viele Häuser an der Promenade sind aufwendig renoviert. Unseren obligatorischen Cafè haben wir in einer netten Bar zu überraschend humanen Preisen zu uns genommen. Es gibt auch einen Yachthafen. Auf dem Weg dorthin kann man sich auf Blumenkübel mit Meeresblick niederlassen und das Schauspiel in der Luft geniessen. Direkt hinter Ostia liegt der Flughafen Fiumicino und die Flugzeuge kommen über das Meer furchterregend niedrig zur Landung angeflogen.
Um Flugzeuge und Leute zu gucken und sich dabei ein wenig Meeresluft um die Nase wehen zu lassen lohnt sich die kurze Fahrt nach Ostia auf jeden Fall. Zumindest um diese Jahreszeit. Im Sommer wird man schon morgens auf der schattenlose Promenade gebraten und am Strand herrscht Ölsardinen-Feeling. Da spring ich doch lieber in unseren Pool:).